Win-win-Situation mit Vorbehalt

Martin Ling über die Anwerbung von Fachkräften aus dem Süden

  • Martin Ling
  • Lesedauer: 1 Min.

Für Entwicklungsministerin Svenja Schulze ist es sogar eine Win-win-win-Situation. In Deutschland mangelt es an Fachkräften, in Afrika kommen Jahr für Jahr 15 bis 20 Millionen junge Menschen neu auf den Arbeitsmarkt und treffen auf nur rund zwei Millionen formelle Jobs. Schließen Arbeitskräfte von dort die Lücke hierzulande, würden beide Seiten und die Arbeitsmigranten gewinnen, ein dreifaches Win also.

Dieser Ansatz ist nicht falsch, aber er greift zu kurz. Denn der mit Schulze gerade in Ghana weilende Arbeitsminister Hubertus Heil macht keinen Hehl daraus, worum es im Kern geht. »Fachkräftesicherung ist Wohlstandssicherung für unser Land. Wir müssen alle Register im In- und Ausland ziehen, um qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen.«

Wegen der desaströsen Lage in Afrika ist die Ausweitung der regulären Arbeitsmigration, wie von Schulze und Heil angestrebt, für den Moment sinnvoll, weil er Ausbildung und Rücküberweisungen ermöglichte. Solange dieser Ansatz nicht um eine faire Handelspolitik ergänzt wird, die nachholende Entwicklung im Globalen Süden wirklich ermöglicht, bleibt klar, dass es um Eigennutz geht und nicht um Entwicklung.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal