Lori Lightfoot: Gescheiterte Hoffnungsträgerin

Lori Lightfoot, Bürgermeisterin von Chicago, wurde abgewählt

  • Julian Hitschler
  • Lesedauer: 2 Min.

Als Lori Lightfoot 2019 Stadtoberhaupt von Chicago wurde, lasteten die Hoffnungen und Erwartungen vieler Linker auf ihr. Lightfoot, ehemalige Anwältin, Bürgerrechtsaktivistin und Leiterin einer Polizeiaufsichtsstelle, trat im Wahlkampf als linke Herausforderin gegen das Establishment der Demokraten an. Sie sei »etwas anders«, sagte sie damals über sich. Inzwischen hat Lightfoot ihre meisten Wähler*innen enttäuscht. Bei der Wahl am Sonntag erhielt die 60-jährige erste offen homosexuelle Bürgermeisterin von Chicago nur 17 Prozent und schaffte es als Drittplazierte nicht in die Stichwahl. Sie scheidet nach einer Wahlperiode aus dem Amt aus.

Bei aller progressiven Rhetorik ist es Lightfoot weder gelungen, tragfähige Lösungen für die Probleme der Stadt zu erarbeiten, noch ihren Prinzipien treu zu bleiben. Vor allem mit der Lehrer*innengewerkschaft lag sie im Dauerstreit, der sich während der Coronapandemie noch verschärfte. Auch das Dilemma zwischen der zunehmenden Militarisierung der Polizei, deren Verbrechen im Dienst oft nicht verfolgt werden, und einem unerfüllten Bedürfnis vieler Menschen nach mehr Sicherheit im Alltag konnte Lightfoot nicht auflösen. Während der Proteste nach dem Mord an George Floyd durch Polizisten im Sommer 2020 ließ Lightfoot Kanalbrücken heben, um Demonstrierende aus der Innenstadt von Chicago fernzuhalten.

Favorit bei der Stichwahl am 4. April ist der zentristische Demokrat Paul Vallas, der im ersten Wahlgang rund 34 Prozent der Stimmen erhielt. Vallas gilt als Polizei- und Privatisierungsfreund. Als Vorsitzender der Schulbehörde von Philadelphia unternahm er eines der größten Privatisierungsexperimente im Bildungssektor der USA. Der linke Gegenkandidat Brandon Johnson, der rund 20 Prozent erhielt, wird einiges an Boden gut machen müssen, um sich eine Chance auf den Wahlsieg zu erkämpfen.

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