»Kein Werben fürs Töten und Sterben«

An mehreren Bundeswehrstandorten gab es antimilitaristische Proteste gegen den Tag der Bundeswehr

Besucherinnen und Besucher am Tag der Bundeswehr in der niedersächsischen Lucius-D.-Clay-Kaserne
Besucherinnen und Besucher am Tag der Bundeswehr in der niedersächsischen Lucius-D.-Clay-Kaserne

Eine Armee zum Anfassen soll die Bundeswehr sein, wenn es nach der Führung der Truppe geht. Dafür wird die Propaganda massiv gesteigert. Am 15. Juni wurde dazu in diesem Jahr erstmals der Nationale Veteranentag in zahlreichen Städten abgehalten. Knapp zwei Wochen später folgte nun am Samstag der Tag der Bundeswehr, der schon eine elfjährige Tradition hat. In ganz Deutschland wurden in diesem Jahr an zehn Bundeswehrstandorten Interessierte in Kasernen sowie in militärische Forschungseinrichtungen und auf Militärflughäfen eingeladen. Auch im Livestream konnten die Veranstaltungen verfolgt werden.

»Soldatinnen und Soldaten stellen ihren Fuhrpark, ihr Gerät und ihre Waffen vor, stehen für Fragen aller Art zur Verfügung und zeigen ihre Leistungsfähigkeit bei Livedemonstrationen. Auch der neue Unterstützungsbereich gibt an mehreren Standorten einen Einblick in sein Aufgabenspektrum: Sowohl die Männer und Frauen des Sanitätsdienstes als auch die Logistik- und Transportkräfte zeigen ihr Können«, so die Werbung auf der Homepage der Bundeswehr. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius machte in seiner kurzen Ansprache deutlich, dass es dabei nicht nur um Akzeptanzwerbung für die Truppe geht. Er sieht den Tag der Bundeswehr auch als Nachwuchswerbung. Schließlich versucht die Bundeswehr vor allem bei jungen Menschen mit ihrer angeblich sicheren Berufsperspektive zu werben.

Doch wie in den vergangenen Jahren gab es auch 2025 Proteste gegen den Tag der Bundeswehr. »Kein Werben für das Töten und das Sterben« lautete eine Parole von Antimilitarist*innen, die etwa am Luftwaffenstützpunk Köln-Wahn gegen den dortigen Tag der Bundeswehr protestierten. Initiiert wurden die Proteste dort von der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte Kriegsdienstgegnerinnen NRW, der jungen GEW NRW, der Landesschüler*innenvertretung und der Organisation »Schule ohne Bundeswehr NRW«. »Eine Mehrheit der jungen Menschen ist nicht zu einem Dienst bei der Bundeswehr bereit. Dies solle die Bundeswehr und auch die Bundesregierung akzeptieren und die verharmlosende Bundeswehrwerbung, aber auch die Pläne für eine Wehrpflicht stoppen«, heißt es in dem Aufruf zur Protestkundgebung vor dem Luftwaffenstützpunkt Köln-Wahn.

Auch im niedersächsischen Osterholz-Scharmbeck gab es Proteste – sogar mehrere Tage lang. Am vergangenen Mittwoch bildete eine Veranstaltung mit dem Podcaster, Journalisten und Autor Ole Nymoen den Auftakt. Im gut gefüllten Kulturzentrum Kleinbahnhof in Osterholz-Scharmbeck stellte Nymoen sein vieldiskutiertes Buch »Warum ich niemals für mein Land kämpfen würde!« vor. Am Freitag beteiligten sich dann etwa 250 Menschen an einer Demonstration durch die Stadt gegen den Tag der Bundeswehr. »Dabei waren die vielen Passanten sehr interessiert an unserer Demo und haben gerne unsere Flyer angenommen«, so ein Mitglied des Vorbereitungskreises.

Zu dem antimilitaristischen Bündnis gehört auch das Zimmerwald-Komitee, eine Gruppe linker Antimilitarist*innen. »Der Name bezieht sich auf das Treffen von Kriegsgegner*innen aus sozialistischen Parteien verschiedener europäischer Länder, das mitten im Ersten Weltkrieg, vom 5. bis 8. September 1915, im schweizerischen Ort Zimmerwald stattfand«, erklärt Maurice vom Zimmerwald-Komitee. »Aber wir sind kein Traditionspflegeverein. Wir wollen in der aktuellen Situation analysieren, vernetzen, streiten«, betont er. Dabei hält er zwei Fragen für zentral: »Warum übernehmen Linke auch über 100 Jahre später genauso einfach im Kriegsfall die Positionen ihrer Regierungen? Warum machen Leute so einfach bei etwas mit, was ihnen ganz offensichtlich schadet? Das zu klären ist eines unserer zentralen Anliegen.«

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.