Strafen machen nichts gut

Ulrike Henning über populäre Reflexe nach Verbrechen

Nach der Tötung einer Zwölfjährigen aus dem nordrhein-westfälischen Freudenberg durch zwei etwa gleichaltrige Mädchen dauerte es nicht lange, bis Rufe nach der Absenkung des Strafbarkeitsalters laut wurden. Unter den üblichen Verdächtigen Vertreter der CDU, und, wie nicht anders zu erwarten, die Gewerkschaft der Polizei. Als spontane Reaktion einer hilflosen Öffentlichkeit erscheint die Forderung verständlich. Jedoch spricht sehr viel dagegen, derartigen Reflexen zu folgen.

Auch wenn hier das Strafrecht aus Altersgründen nicht zum Einsatz kommen kann, gibt es Möglichkeiten im Familienrecht, um sehr junge Straftäter zu beeinflussen. Das kann bis zum Entzug des Sorgerechtes und der Unterbringung in einem Heim oder einer psychiatrischen Einrichtung gehen. Die Entscheidung ist gut abzuwägen. Man weiß nicht, warum die Kinder ein Messer genommen haben und losgegangen sind. Die Ermittlungen müssen das erhellen. Es geht darum, zu verstehen, was passiert ist und was grundsätzlich schief gelaufen ist. Egal, in welchem Rahmen auf die Tat reagiert wird: Strafen, bis der Mensch gut ist, hat noch nie funktioniert.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal