Verantwortung Hitzeschutz

Noch nicht alle Beschäftigten können ihre Gesundheit bei hohen Temperaturen ausreichend schützen

Auch längere Hitzeperioden stehen für den Klimawandel. Hitze beeinträchtigt nicht nur Pflanzen- und Tierwelt oder gefährdet alte und kranke oder ganz junge Menschen. Die hohen Temperaturen wirken auch am Arbeitsplatz. Die Krankenkasse DAK hat in ihrem neuen Gesundheitsreport das Risiko genauer beleuchtet. Der Band umfasst unter anderem Ergebnisse einer Onlinebefragung von etwa 7000 Beschäftigten sowie die Auswertung von Routinedaten der DAK, kombiniert mit Wetterdaten. Der Report wurde Ende letzter Woche in Berlin vorgestellt.

23 Prozent der Beschäftigten hierzulande fühlen sich während einer Hitzewelle im Job stark belastet – übertragen auf die Gesamtzahl der Beschäftigten, sind das zehn Millionen Menschen. Noch kritischer wird es für Menschen ab 50 Jahren, unter denen sich 29 Prozent stark belastet fühlen. Ähnliches gilt für jene, die mit einer chronischen körperlichen Erkrankung ihrer Arbeit nachgehen, hier empfinden schon 35 Prozent diese Belastung.

Mehr als zwei Drittel der Befragten sehen ihre Leistungsfähigkeit bei Hitze eingeschränkt, fast ein Fünftel spricht von Gesundheitsproblemen bei Extremtemperaturen. Die Betroffenen leiden während der Hitzewellen unter Abgeschlagenheit, Schlafproblemen, Kreislaufbeschwerden und Kopfschmerzen. Nur ein Prozent der Befragten hatte in solchen Zeiträumen eine höhere Leistungsfähigkeit, knapp ein Drittel sah diese unverändert.

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Besonders betroffene Berufsgruppen waren laut der Umfrage leicht auszumachen: Pflegekräfte, Beschäftigte in Baugewerbe und Handwerk. Unter den Pflegekräften ist der Anteil der durch Hitze stark belasteten mit 49 Prozent besonders hoch. Maike Voss von der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (Klug) sieht die Pflegekräfte ohnehin schon stark unter Druck, etwa wegen des Mangels an Fachkräften. Nicht überall sind sie in modernen Gebäuden tätig, die beschattet und gekühlt werden können. »In den Krankenhäusern kommen zusätzlich hitzebedingte Einweisungen von älteren Patienten hinzu, also mehr Arbeit.«

Wie sollen dann etwa mehr Pausen möglich werden? Immerhin sagte fast die Hälfte der für den DAK-Report befragten Pflegekräfte, dass sie mehr oder längere Pausen bei Hitze nutzen würden, dass es aber kein Angebot gäbe. Pflege-Profis können in Sachen Hitzeschutz durchaus eigene Expertise einbringen, sind sie doch auch für den Hitzeschutz von Kranken und Pflegebedürftigen mitverantwortlich.

Problematisch sind die Hitzewirkungen aber nicht nur für die einzelnen Personen, die zeitnah zumindest mehr Erholung brauchen. Aus eigener Sicht gaben die Beschäftigten bei der Befragung an, nicht so produktiv wie normalerweise zu sein (53 Prozent), sich nicht konzentrieren zu können (42 Prozent) oder sich gegenüber anderen – eigenes Team oder Kundschaft – als gereizter wahrzunehmen (13 Prozent). Naheliegend, dass unter diesen Bedingungen auch mehr Fehler gemacht werden.

Letztendlich wirkt sich die Hitze auf die Produktivität aus. »Betriebe müssen alle Arbeitsprozesse und -abläufe an Hitzeperioden anpassen und Schutzmaßnahmen ergreifen«, meint Volker Nürnberg dazu. Als Experte für betriebliches Gesundheitsmanagement und Mitherausgeber des DAK-Reports weist er in diesem Zusammenhang auch auf Auffälligkeiten beim Krankenstand hin. Zum ersten Mal bei diesem Thema wurden Wetterdaten in die Betrachtung mit einbezogen. Danach gab es in der wärmsten Woche im Hitzejahr 2018 je 10 000 Beschäftigte zum Beispiel zehn Krankschreibungen wegen einer Kreislauferkrankung. Im gleichen Zeitraum im Sommer 2023 waren es, bei kühlerem Wetter, dann nur halb so viele.

Was müssen Unternehmen tun? Beschatten, Räume kühlen, mehr Pausen ermöglichen, Getränke bereitstellen – das sind alles keine Innovationen. Aber die Unternehmen müssen wissen, wer besonders gefährdet ist und welche Maßnahmen wirken. Maßnahmen wie eine Siesta an einem geeigneten Ort im Betrieb zum Beispiel würden nur sehr wenige Beschäftigte in Anspruch nehmen wollen, vermutlich, weil sie dann länger am Arbeitsplatz bleiben müssten. DAK-Vorstand Andreas Storm hebt hervor, dass zwar etwa die Hälfte der Unternehmen bei dem Thema gut aufgestellt sind – aber in der anderen Hälfte sei das eben noch nicht der Fall. Einen Wink mit dem Zaunpfahl ist dazu im Bericht zu finden: Mehr als ein Drittel der Beschäftigten können ihre Bedürfnisse nicht in Veränderungsprozesse einbringen.

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