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FC Bayern schlägt Arsenal in der Champions League

Münchner Stürmerin Lea Schüller zeigt sich nun auch in wichtigen Spielen treffsicher

  • Christian Stüwe, München
  • Lesedauer: 4 Min.
Lea Schüller (o.) setzte sich in der ersten Hälfte kraftvoll per Kopf durch und erzielte das goldene Tor des Abends.
Lea Schüller (o.) setzte sich in der ersten Hälfte kraftvoll per Kopf durch und erzielte das goldene Tor des Abends.

Der große Teil der 20 000 Zuschauerinnen und Zuschauer in der Münchner Fußball-Arena erhob sich in der 79. Minute von den Sitzen und applaudierte. Die Heldin dieser Partie zwischen den Frauen des FC Bayern München und Arsenal London humpelte vom Platz, Lea Schüller hatte sich bei einem Zweikampf mit Lia Wälti verletzt und wurde gegen Jovana Damnjanovic ausgewechselt. Auch Schüller klatschte in Richtung der Fans, die Mittelstürmerin hatte ein bemerkenswertes Spiel gemacht. Der 25-Jährigen war in der ersten Halbzeit der 1:0-Siegtreffer im Viertelfinalhinspiel der Champions League gelungen, in der zweiten Hälfte, als Arsenal mächtig Druck machte, zeigte die Nationalspielerin zudem ihre defensiven Qualitäten und rettete gleich zweimal auf der eigenen Torlinie. »Es ist immer schön, vor so einer Kulisse zu spielen. So eine tolle Atmosphäre pusht einen auf jeden Fall. Das ist einfach ein schönes Erlebnis«, sagte Schüller sichtlich dankbar nach Abpfiff.

Viele Tore erzielte die Stürmerin schon immer, trotzdem hing ihr der Ruf nach, in wichtigen Spielen nicht zu treffen. Ihren Treffer beim 3:1-Sieg gegen den FC Barcelona im Gruppenspiel der Königinnenklasse im Dezember bezeichnete sie deshalb als »kleinen Befreiungsschlag«. Mit dem Kopfballtor gegen Arsenal könnte nun endgültig der Knoten geplatzt sein. Schüller hatte noch zwei weitere gute Chancen, ein Schuss kurz vor der Halbzeit verfehlte das Tor nur um Zentimeter.

Arsenals Abwehr bekam sie zu keinem Zeitpunkt in den Griff, vor allem aber zeigte Schüller ihre Qualitäten im Spiel gegen den Ball, wo sie sich nach eigener Meinung in dieser Saison deutlich verbessert habe. »Seit ich hier bin, ist sie eine andere Spielerin geworden, eine komplettere Spielerin«, lobte auch Trainer Alexander Straus, der die Frauen des FC Bayern seit vergangenem Sommer trainiert, die Entwicklung seiner Mittelstürmerin. Deutschlands Fußballerin des Jahres 2022 habe mittlerweile mehr Ballkontakte, nehme häufiger am Spiel teil und würde ihren Mitspielerinnen auch immer wieder Treffer auflegen, erklärte der Norweger. »Ich denke, sie hat das Potenzial, auf ihrer Position eine der besten Spielerinnen der Welt zu werden«, so Straus.

Die Fans der Münchnerinnen dürften deshalb aufgeatmet haben, als Sportdirektorin Bianca Rech unmittelbar nach dem Spiel vorsichtig Entwarnung gab. »Ich glaube, es ist nicht so schwerwiegend, wie es vielleicht aussah. Wir hoffen, dass wir sie in den nächsten Tagen fit bekommen«, sagte Rech über Schüllers Verletzung. Auch Georgia Stanway, die in der Nachspielzeit den Platz angeschlagen verlassen musste, scheint sich nach ersten Einschätzungen nicht schwerer verletzt zu haben. Die beiden Leistungsträgerinnen sollten also fit werden für das Spitzenspiel gegen den VfL Wolfsburg am Samstag (17.55 Uhr), das vorentscheidend für den Gewinn der Meisterschaft wird.

Nachdem die Wölfinnen Anfang März völlig überraschend gegen Hoffenheim verloren hatten, liegt der FC Bayern nur noch zwei Punkte hinter dem VfL. Die unerwartete Chance, doch noch aus eigener Kraft die Meisterschaft gewinnen zu können, beflügelt das Team. »Wir sind allemal mit Wolfsburg auf Augenhöhe«, sagte Mittelfeldspielerin Sydney Lohmann am Dienstagabend: »Wolfsburg hat gepatzt und jetzt psychologisch vielleicht einen kleinen Nachteil.«

Auch Bayern-Präsident Herbert Hainer wähnte »das Momentum auf unserer Seite«. Insgesamt konnte er mit dem Verlauf des dritten Spiels der FCB-Frauen in der großen Arena, in der sonst nur die Männer kicken, zufrieden sein. Zwar wurde die im Dezember beim Sieg gegen den FC Barcelona aufgestellte Bestmarke von 24 000 Fans verfehlt, doch der Hype um die Fußballerinnen des Landes hält an. 20 000 Zuschauerinnen und Zuschauer an einem Dienstagabend und generell Spiele in der großen Arena wären vor einigen Jahren noch unvorstellbar gewesen. »Die Fans standen wie eine Eins hinter der Mannschaft«, freute sich Hainer.

Die Stimmung im Team war nach dem knappen Sieg gegen Arsenal entsprechend gut, aber nicht euphorisch. Allen ist bewusst, dass vor dem Duell mit Wolfsburg und dem Rückspiel in London am Mittwoch (21 Uhr) noch nichts erreicht ist. Und dass sie für das Erreichen ihrer Ziele besser spielen müssen als in der zweiten Hälfte gegen Arsenal. »Wir wollen nun in London an die Leistung der ersten Hälfte anknüpfen. In der zweiten haben wir teilweise um das Gegentor gebettelt. Wir müssen wieder schnell ein Tor machen, um hinten raus wieder etwas Luft zu haben«, gab Matchwinnerin Lea Schüller schon mal die Richtung vor.

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