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Rettungsplan für Galeria Karstadt

Tausende Mitarbeiter*innen verlieren ihren Arbeitsplatz

  • Christopher Wimmer
  • Lesedauer: 4 Min.

Eine Gläubigerversammlung des Konzerns Galeria Karstadt Kaufhof hat dem Insolvenzplan zur Rettung der letzten großen deutschen Warenhauskette zugestimmt. Das teilte das Unternehmen am gestrigen Montag mit.

Rund 40 Gläubigervertreter des Kaufhauskonzerns kamen am Montag im Congress Center der Messe Essen zusammen, um final die Weichen für die Zukunft des angeschlagenen Traditionsunternehmens zu stellen. Der wichtigste Punkt auf der Tagesordnung der Versammlung war die Abstimmung über den von der Unternehmensführung ausgearbeiteten Insolvenzplan.

Nach über viertstündigen Verhandlungen fiel in Essen die Entscheidung. Es ging um viel. Im Ergebnis konnte sich die Unternehmensführung mit ihrem Insolvenzplan durchsetzen. Dieser sieht vor, dass Vermieter, Lieferanten, Banken und andere Gläubiger des Konzerns auf Forderungen in Höhe von mehr als einer Milliarde Euro verzichten werden. Außerdem sollen im Zuge der Sanierung 47 der zuletzt nur noch 129 Warenhäuser in den nächsten Monaten geschlossen werden. Bundesweit könnten dabei etwa 4000 Mitarbeiter*innen ihre Anstellung verlieren. Der Stellenabbau trifft nicht nur die Schließungsfilialen, sondern auch die Konzernzentrale in Essen sowie die verbleibenden Warenhäuser. Davon könnten rund 2400 Stellen betroffen sein. 

»Der Sanierungsplan und damit das Konzept vom Warenhaus der Zukunft geben Galeria Karstadt Kaufhof beste Chancen für eine Rückkehr in die Erfolgsspur«, sagte der Sanierungsexperte Arndt Geiwitz nach der Einigung am Montag. Entscheidend sei nun, dass das Konzept vom Management und den Eigentümern zügig und konsequent umgesetzt werde. Der Sachwalter Frank Kebekus betonte zudem, dass eine Ablehnung des Insolvenzplans katastrophale Folgen für den Konzern gehabt hätte.

Durch die Annahme erhoffen sich die Gläubiger, zumindest einen kleinen Teil ihrer Forderungen zurückzuerhalten. Durch die Zustimmung wird es den zur Signa-Gruppe des umstrittenen österreichischen Milliardärs René Benko gehörenden Kaufhaus-Konzern in zusammengestrichener Form weiterhin geben. Bei einer Ablehnung des Insolvenzplans wäre Galeria Karstadt Kaufhof wohl Geschichte gewesen. Dies hätte möglicherweise einen Totalverlust der Forderungen bedeutet.

Eine der größten Gläuber von Galeria ist die Bundesagentur für Arbeit (BA). Die Behörde hat 96,8 Millionen Euro Insolvenzgeld an den Konzern gezahlt. Sie knüpfte ihre Unterstützung bei der Sanierung des insolventen Konzerns am Montag an Bedingungen. »Wichtig ist, dass es ein Zukunftskonzept für das Geschäftsmodell gibt«, sagte BA-Vorstand Daniel Terzenbach dem »Handelsblatt«. Nur ein »Weiter so« reiche nicht.

Terzenbach sieht nun gute Chancen für die von der Schließung betroffenen Beschäftigten. Die Arbeitsagentur habe bereits Sprechstunden in einzelnen Filialen abgehalten und plane sogenannte digitale Begegnungsräume mit Unternehmen, die neue berufliche Perspektiven bieten könnten. Galeria müsse jedoch »auch in die Mitarbeitenden investieren, die im Unternehmen bleiben, damit wir nicht in einigen Jahren wieder vor den gleichen Problemen stehen«, sagte der BA-Vorstand.

Auch die Gewerkschaft Verdi mahnte alle Verantwortlichen, dem Warenhaus und den Beschäftigten eine Zukunft zu verschaffen. »Es gibt viel Potenzial. Die neue Leitung muss dies nutzen, auch und vor allem im Sinne der Beschäftigten«, sagte Verdi-Bundesvorstand Stefanie Nutzenberger der »dpa«. Es gehe dabei um Menschen, Existenzen und Arbeitsplätze. »Galeria und der Eigentümer tragen für sie soziale Verantwortung.«

Nutzenberger betonte: »Galeria hat eine Zukunft, wenn die Beschäftigten mitgenommen werden: Ihre Erfahrungen, ihre Qualifikationen, ihre sozialen Kompetenzen im Umgang mit Kundinnen und Kunden braucht ein digital-stationäres Warenhaus der Zukunft. Wir erwarten, dass alle Verantwortlichen in diesem Sinne handeln.« Sie bekräftigte, die Gewerkschaft werde um jeden Arbeitsplatz kämpfen. Am Rande des Gläubigertreffens demonstrierten rund 20 Galeria-Betriebsräte aus ganz Deutschland gegen weitere Opfer der Beschäftigten.

Galeria Karstadt Kaufhof hatte Ende vergangenen Jahres bereits zum zweiten Mal innerhalb von drei Jahren Rettung in einem Schutzschirmverfahren gesucht. Als Gründe dafür nannte der Konzern damals die Folgen der Corona-Pandemie und des Ukraine-Krieges. Vor zweieinhalb Jahren kamen die Gläubiger daher schon einmal zusammen, um über den Insolvenzplan und damit die Zukunft des Unternehmens zu beraten. Damals dauerten die Beratungen sogar sieben Stunden. Am Ende verzichteten die Gläubiger auf zwei Milliarden Euro und gaben grünes Licht für 4000 Kündigungen sowie die Schließung von 46 Filialen und der Streichung von mehr als zwei Milliarden Euro an Schulden. Diese Schritte haben offenbar nur eine vorübergehende Entlastung gebracht. Unmittelbar nach der damaligen Entscheidung verkündete Galeria-Chef Miguel Müllenbach seinen Mitarbeiter*innen, dass dies »der Startschuss für einen Neuanfang« sei. »Unser Unternehmen hat jetzt wieder eine gesunde Basis und die Aussicht auf eine sichere Zukunft«, sagte er damals.

Doch lange hielten seine Worte offensichtlich nicht an. Jüngst erklärte Müllenbach die Lage erneut als »bedrohlich« und beantragte wiederum ein Schutzschirmverfahren, das in ein Insolvenzverfahren wegen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung mündete. Am Montag vor zwei Wochen wurde dies als Teil des Insolvenzplans verkündet. Mit Agenturen

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