Kirill Serebrennikow: Keine Bühne für schwulen Sex?

In Russland wird im Kampf gegen »Homopropaganda« zensiert, auch das Erfolgsballett »Nurejew« am Moskauer Bolschoi-Theater

Zunächst am Bolschoi-Theater offensiv beworben und mit Preisen geehrt, jetzt vom Spielplan getilgt: das Ballett »Nurejew« über den Tänzer und Schwulenikone Rudolf Nurejew
Zunächst am Bolschoi-Theater offensiv beworben und mit Preisen geehrt, jetzt vom Spielplan getilgt: das Ballett »Nurejew« über den Tänzer und Schwulenikone Rudolf Nurejew

Seit fast zehn Jahren ist Russlands reaktionäres Gesetz gegen sogenannte Homopropaganda in Kraft. Im Kriegssommer 2022 wurde es verschärft: »Geschützt« werden nicht mehr nur Kinder und Jugendliche, sondern auch Erwachsene vor der Behelligung mit abweichenden Sexualitäten. Russlands Gesetzbücher sind keine zahnlosen Tiger, und so hat das Moskauer Bolschoi-Theater ein Ballett über den bisexuellen Tänzer Nurejew, inszeniert vom schwulen, mittlerweile exilierten Kirill Serebrennikow, vom Spielplan genommen. Abschottung nach außen, Kontrollwahn nach innen lassen das russische Kulturleben erstarren.

Das Verbot der Ballettarbeit ist zweifelsfrei Ausdruck menschenverachtender Politik. Dennoch hinterlassen die medialen Reaktionen im »Westen« einen Beigeschmack: Die gesetzgewordene Homophobie in Russland wird schnell politisch instrumentalisiert. Der regressiven Sexualpolitik in anderen Ländern begegnet man häufig mit mehr Toleranz. Das »Don’t say gay«-Gesetz in Florida etwa sieht der russischen Rechtsprechung erstaunlich ähnlich. Der universelle Anspruch auf sexuelle Selbstbestimmung ist aber nicht verhandelbar.

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Das beste Mittel gegen Fake-News und rechte Propaganda: Journalismus von links!

In einer Zeit, in der soziale Medien und Konzernmedien die Informationslandschaft dominieren, rechte Hassprediger und Fake-News versuchen Parallelrealitäten zu etablieren, wird unabhängiger und kritischer Journalismus immer wichtiger.

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!

Unterstützen über:
  • PayPal