- Politik
- Personalie
Rochelle Walensky als CDC-Chefin zurückgetreten
Der Abgang könnte die Umstruktutirerung der mächtigsten Gesundheitsbehörde der Welt infrage stellen
Es kam auch für Fachleute überraschend: Rochelle Walensky, Direktorin der mächtigen US-Seuchenschutzbehörde CDC, teilte am Wochenende mit, Ende Juni abzutreten. Das Ende der letzten Covid-19-Maßnahmen in den USA markiere »einen gewaltigen Übergang für unser Land, für die öffentliche Gesundheit und für meine Amtszeit als CDC-Direktor«, erklärte die 54-Jährige.
Die auf HIV/Aids spezialisierte Mikrobiologin, die früh Karriere an der Harvard Medical School und als Leiterin der Abteilung für Infektionskrankheiten am Massachusetts General Hospital in Boston machte, gehörte zu den Gesichtern der Pandemie-Bekämpfung in den USA. Ihre Ernennung zur CDC-Chefin Anfang 2021 war eine der ersten Amtshandlungen des neuen Präsidenten Joe Biden. Zuvor hatte die Mammutbehörde, auch unter dem Druck der konservativen Trump-Regierung, Covid-19 heruntergespielt.
Walensky hatte einen harten Job: In einer aufgeheizten Debatte musste sie Empfehlungen zu Impfungen, Tests, Quarantäne und Masken erklären und verantworten, wobei es an guten Daten für Entscheidungen mangelte. Manche Experten warfen der Medizinerin »verwirrende Botschaften« vor, gleichzeitig sah sie sich ständigen Anfeindungen von Maßnahmegegnern ausgesetzt. Selten gab die Mutter dreier Söhne Kontra, etwa als sie ihre Kritiker als »Nein-Sager, die öffentliche Verwirrung stifteten«, bezeichnete. Auch mit Einmischungsversuchen des Gesundheitsministeriums als Dienstherrn hatte sie es zu tun.
Indes wird es mit als Walenskys Verdienst angesehen, dass sich trotz verbreiteter Skepsis immerhin 80 Prozent der US-Bürger mindestens eine Impfdosis verabreichen ließen. Und obwohl sie sich öffentlich vor ihre ausgebrannten Mitarbeiter stellte, ordnete sie vor einem Jahr eine unabhängige Untersuchung der CDC-Versäumnisse an. Als Lehre daraus entwarf sie ein umfangreiches Umstrukturierungsprogamm. Was nach ihrem Abgang aus der Umsetzung wird, fragen sich Beobachter mit Sorge.
Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln
Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.