OECD-Bericht: Rechnung ohne Sorgearbeit

Für die gleiche Verteilung von Lohn- und Sorgearbeit müsste man die Norm der 40-Stunden-Woche hinterfragen

  • Ulrike Wagener
  • Lesedauer: 2 Min.

Die OECD will ihre Mitgliedsstaaten motivieren, Maßnahmen für die Gleichstellung der Geschlechter zu ergreifen. Der Wink mit dem Bruttosozialprodukt ist dazu wahrscheinlich am ehesten geeignet. Seht her: Ihr verliert Geld, weil Frauen in eurem Land diskriminiert werden. Damit zieht man auch Unternehmer*innen auf die eigene Seite, zu deren Werten nicht unbedingt Feminismus zählt.

Doch es ist fraglich, ob die Rechnung für das Bruttosozialprodukt immer noch so positiv ausfiele, würde man einrechnen, dass für die meisten Familien ein Mehr an Lohnarbeit der einen Person nicht ohne ein Weniger für die andere zu leisten ist. Zwar betonen die Autor*innen der Studie die gleiche Aufteilung der Sorgearbeit für die Gleichstellung. Doch die gibt es nicht zum Preis von wenigen Wochen bis Monaten Elternzeit für Väter. Wenn man sich die Frage stellt, wie man die Bedingungen von Lohnarbeit für Frauen verbessern kann, muss man sie um die Frage ergänzen, wie man Männer langfristig zu mehr Sorgearbeit motiviert. Dazu müsste man die Normalität von Vollzeit-Arbeit für alle infrage stellen. Und davon ist die OECD noch weit entfernt.

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