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Grüne Transformation: Das große Billionengeschäft
Investitionen in die grüne Transformation der Wirtschaft versprechen Versicherern eine rosige Zukunft
»Die größte Gefahr für unseren Planeten ist der Glaube, dass jemand anderes ihn rettet«, zitierte Harald Epple zu Beginn eines virtuellen Workshops des Versicherungsverbandes GDV den Polarforscher Robert Swan. »Das ist eine Position, die wir als Branche teilen«, versicherte der Vorstand des Gothaer-Konzerns am Donnerstag in Köln. Die nachhaltige Transformation stelle eine der großen Aufgaben unserer Zeit dar.
Der Finanzierungsbedarf für den Umbau der Wirtschaft ist immens. Dabei gehe es nicht allein um das »E« im Kürzel ESG. ESG steht für Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung. »Für einen entschiedenen Ausbau der erneuerbaren Energien und zur Finanzierung der Transformation der Realwirtschaft ist deutlich mehr privates Kapital als bisher notwendig.« Zwar schwirrten viele unterschiedliche Zahlen durch den Medienwald. Für realistisch hält der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft einen Investitionsbedarf in Deutschland bis 2045 von fünf bis sechs Billionen Euro. Der GDV verweist dafür auf Berechnungen der Berater von Deloitte und McKinsey. Der Staat könne davon finanziell und verwaltungstechnisch aber nur zehn bis 20 Prozent stemmen, so Epple. »Es ist also ganz viel privates Kapital nötig.«
Die Versicherer könnten und wollten ihren Beitrag zur Transformation leisten, so der GDV. Die Versicherungswirtschaft ist mit rund 1,9 Billionen Euro Kapitalanlagen eine der größten institutionellen Investorengruppen in Deutschland. Bislang seien davon erst 100 Milliarden Euro in entsprechende Infrastruktur und erneuerbare Energien geflossen. Dabei sei ESG wenigstens in der Gothaer ein »dominantes Thema«, wenn über Kapitalanlagen entschieden werde. »In der gesamten Branche fließt sehr viel Energie da rein«, ergänzte Tim Ockenga, der den Bereich Kapitalanlagen im GDV leitet.
Für die finanzielle Zurückhaltung, die die Branche noch an den Tag legt, nannte Epple eine Vielzahl von Gründen: überlange Planungs- und Genehmigungsverfahren, unkalkulierbare Gewinnaussichten für langfristige Investitionen, zu wenige entscheidungsreife Konzepte oder – aufgrund der kommunalen Struktur in Deutschland – zu viele kleinteilige Projekte. Je nach Größe des Versicherungsunternehmens lohne sich die aufwändige Prüfung einer möglichen Geldanlage oder eines Darlehens erst ab einer Investitionssumme von fünf bis 100 Millionen Euro.
Aufgrund gesetzlicher Vorgaben benötigen Versicherer zudem hohe Sicherheiten. Schließlich verkaufe man Produkte etwa für die private Altersvorsorge, so Epple, die jahrzehntelange Garantien beinhalteten. Hier seien Staat und Förderbanken gefordert, beispielsweise mittels Bürgschaft Risiken abzufedern. Das gelte auch für die Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen in Schwellen- und Entwicklungsländern.
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Grundsätzlich sehen sich die Versicherer geradezu berufen für Anlagen in die Energiewende und den klimaeffizienten Umbau öffentlicher Infrastruktur. So hätte die Branche anders als viele andere Investoren einen langfristigen Anlagehorizont über Jahrzehnte. Investitionen selbst in »illiquide« Geldanlagen und Darlehen seien daher möglich.
Es lockt das große Geschäft, nicht allein für Versicherer, sondern ebenfalls für Banken als Kreditgeber und Fondsgesellschaften als Anleger. In ihrem jüngsten Report zur »grünen Transformation« gelangt die DWS, die Fondsgesellschaft der Deutschen Bank, zu ähnlichen Schlussfolgerungen wie die Assekuranz. Die erheblichen Investitionen, die der politisch gewollte Wandel erfordere, müssten »angesichts der angespannten Bilanzen des öffentlichen Sektors vor allem vom privaten Sektor getragen werden«. Und der könne dies auch leisten.
Energieeffizienz und nachhaltige Technologien in den Bereichen Gebäude, Verkehr und Industrie böten dafür »attraktive Investitionsmöglichkeiten«. Energieeffizienz sei dabei eine »anlageklassenübergreifende Chance«, so die DWS. Um Europas Rolle etwa im Bereich der Elektromobilität zu festigen, böten sich Investitionsmöglichkeiten in die Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge und Batterien an.
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