Regen in Berlin: Willkommene Wolkenbrüche

Das feuchte Wetter der vergangenen Tage sorgt zwar nicht für mehr Grundwasser, schont aber den Wasserverbrauch der Hauptstadt

In Berlin feuchtes Wetter – und das mitten im August! Noch im Juli stand die Hauptstadt laut Deutschem Wetterdienst mit einer Durchschnittstemperatur von 19,8 Grad an der Spitze der wärmsten Regionen der Bundesrepublik. Nun waren es eher Gewitter, gegen die sich Einwohner*innen während der vergangenen Tage wappnen mussten.

Von vollgelaufenen U-Bahnschächten wie noch beim Unwetter im Juni ist Berlin verschont geblieben. »Auch wenn es im Vergleich zum vergangenen Jahr gerade viel regnet, sind die Mengen relativ gering«, sagt Stephan Natz, Sprecher der Berliner Wasserbetriebe, zu »nd«. Vor Probleme, etwa mit der Kanalisation, hat die unverhoffte Regenphase die Wasserbetriebe bisher nicht gestellt.

Um andererseits bis ins Grundwasser zu sickern und den niedrigen Pegel zu heben, reichen die Mengen allerdings auch nicht aus, wie Natz erklärt. »Der Regen der vergangenen Tage hat es nur geschafft, obere Erdschichten zu durchfeuchten.« Dabei mache es zwar einen Unterschied, ob der Regen direkt auf Berliner Waldboden oder eben auf teilweise versiegelte Fläche treffe. Mit Regenmengen, die sich bis ins Grundwasser durchschlagen, habe man es trotzdem nur im Winter zu tun.

Nichtsdestotrotz ziehen die Regenfälle im August positive, entlastende Effekte nach sich. Während die Grundwasserreserven unverändert bleiben, wirken sich die Niederschläge auf den Wasserverbrauch der Berliner*innen aus. Das zumindest verzeichnen die Wasserbetriebe, die auf Gartenbesitzer*innen verweisen, die ihr Grün deutlich weniger bewässern als etwa im August 2022. »Hätte die Trockenheit weiter angehalten, wäre das anders gewesen«, sagt Natz. »In diesem Jahr spielt uns das Wetter ein Stück weit in die Hände.«

Besonders vor den Sommerferien verzeichnen die Wasserbetriebe ihrem Sprecher zufolge hohe Absätze. Die Regenfälle kämen zum günstigen Zeitpunkt und würden bei der Überbrückung einer Hochphase des Wasserverbrauchs helfen. Letzterer nimmt laut Natz nämlich wieder ab, je näher der September rückt: »Im Spätsommer ist es den Leuten oft egal, da blickt man schon dem Herbst entgegen.« Der, so die Berechnung, werde dann schon von alleine dafür sorgen, dass das Grün in den Garten zurückkehrt.

Während Berlin von den Regenfällen im August profitiert, sorgen diese in anderen Teilen Europas für Ausnahmezustände. Insbesondere in Slowenien, mittlerweile auch in Österreich hat die Bevölkerung derzeit mit Überschwemmungen zu kämpfen. Von Zuständen wie diesen, beruhigt Stephan Natz von den Wasserbetrieben, sei die Hauptstadtregion weit entfernt.

Allerdings hat auch Berlin mit zunehmend wärmeren Luftmassen zu tun, die in der Lage sind, größere Mengen an Feuchtigkeit aufzunehmen, die sich dann wiederum entladen muss. Im Vergleich zur Havel gilt in diesem Zusammenhang die Spree als gefährdeter, was Hochwasserereignisse angeht.

Hundertprozentig vorbereiten können sich die Berliner Wasserbetriebe auf Extremfälle nicht. »Die Erfahrung hat uns gelehrt, dass Petrus immer den dickeren Daumen hat«, sagt Natz. So folge der Bau einer Kanalisation festen Vorschriften und orientiere sich an Starkregenereignissen, mit denen maximal alle fünf Jahre gerechnet werden könne. »Regnet es dann wie seit 100 Jahren nicht mehr, ist völlig klar, dass die Kanalisation temporär überlastet wird.«

Derzeit arbeiten die Wasserbetriebe an Starkregen-Gefahrenkarten, in denen Topografie und Niederschlagsdaten zusammengebracht werden. Vier solcher Karten, die dabei helfen sollen, Gefahrenbilder für Hochwasser zu erkennen, wurden bislang fertiggestellt.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal