Frankfurt (Oder): Helenesee bleibt weiter gesperrt

Das Landesbergbauamt gibt einen Zwischenstand über den gesperrten Helenesee. Der klingt hoffungsvoll

  • Silke Nauschütz
  • Lesedauer: 4 Min.

Er hätte gern drei Monate später seinen Bericht zum Stand des Sanierungsvorhabens am Helenesee vorgestellt, da wäre man schon weiter gewesen, sagt Sebastian Fritze am Montagabend in Frankfurt (Oder) zu Beginn seines Vortrags. Der Präsident des Landesbergbauamtes (LGBR) weiß schon, welche Fragen zuerst kommen bei seinen Besuchen in der Oderstadt. Wann beginnen die Sanierungsmaßnahmen am beliebten See? Wann kann man wieder schwimmen?

Der Saal im Kleist Forum ist sehr gut gefüllt. Der Haupt- und Ordnungsausschuss der Stadtverordnetenversammlung tagt öffentlich. Zu wichtig ist dieses Thema, das alle in der Region bewegt. Seit über zwei Jahren müssen Badelustige auf ihre »Kleine Ostsee« verzichten. In dem Gewässer haben Generationen schwimmen gelernt, Camping und Festivals zogen jedes Jahr Tausende an.

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Dann kam der Mai 2021 – der See wurde komplett gesperrt, nachdem am Ostufer massive Rutschungen festgestellt worden waren. Das Südufer wurde bereits 2010 gesperrt. Das bis zu 60 Meter tiefe Gewässer ist das Restloch der früheren Braunkohlegrube »Helene«, die von 1943 bis 1958 betrieben worden war. Danach wurde der Tagebau laut LBGR als unwirtschaftlich aufgegeben und lief bis etwa 1970 voll Grundwasser. Abgerutschte Böschungen und Teilsperrungen hatte es im Laufe der Jahre häufig gegeben. Ganz gesperrt worden war der See aber nie.

Der Präsident des Landesbergbauamtes kann auch bei seinem zweiten Zwischenbericht zum geologischen Zustand keine Aussagen über eine feste Zeitschiene für die Sanierungsarbeiten machen. Man wisse nie, was einem so »vor die Füße falle«, sagt er und meint beispielsweise Bohrungen, die durch den Wechsel der ausführenden Firma um ein halbes Jahr verzögert wurden. Für ihn bleibt klar: Zunächst müssen die Ergebnisse des Standsicherheitsgutachtens abgewartet werden, das Anfang 2024 abgeschlossen sein soll. Dann soll auch klar sein, welche Flächen gesichert werden müssen und wie die Sanierung aussieht.

Doch der Bergbauexperte hat durchaus auch gute Nachrichten. Bei der geologischen Untersuchung des ehemaligen Bergbausees seien »keine gravierenden Probleme« aufgetaucht. »Wir sind im Verhältnis verdammt schnell unterwegs«, betont der LGBR-Präsident. Optimal wäre, wenn die Sanierung 2025/2026 beginnen könne. Oberbürgermeister René Wilke (Linke) zeigt sich dann doch erleichtert. Bei der ersten Veranstaltung habe es »Horrorszenarien« von Dutzenden Jahren Sperrung gegeben. Jetzt klängen die Aussagen so, als sei das, was getan werden müsse, beherrschbar und der Zeitraum der Sanierung so, dass »die Allermeisten hier im Raum noch mal ins Wasser springen können.«

Eine zweite gute Nachricht geht dabei fast unter: Im Streit über die Aufteilung der Kosten für die Sanierung des Helenesees bei Frankfurt (Oder) zeichnet sich eine Lösung ab. Die LMBV als Behörde des Bundes und das Land seien in Gesprächen, jeweils die Hälfte der Kosten zu übernehmen, berichtet Fritze. Er stellt eine Klärung der Finanzierung für das nächste Jahr in Aussicht. Die LMBV ist die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft und Bundesbehörde. Bislang ist das Land Brandenburg bei den entstandenen Kosten von rund 1,2 Millionen Euro für Erkundungsarbeiten und Untersuchungen in Vorleistung gegangen.

Bleibt die Frage, wie der See künftig aussehen soll? Fritze macht klar: Die Sanierungsarbeiten werden je nach Variante deutlich ins Umfeld des Sees eingreifen. Er ermuntert deshalb die Stadt, Ideen zu entwickeln. »Wenn man dort einmal eingreift, sollte man das gemeinsam machen«, findet Fritze. Auch Fördermittel könnten zur Gestaltung generiert werden. Als Modell nennt der LGBR-Präsident den Knappensee in Sachsen – ein fertiges Sanierungsprojekt mit Baden und Camping. Die Dynamik im Saal ist plötzlich zu spüren, auch bei Baudezernent André Benedict Prusa. Der fordert die Stadtverordneten auf, einen Rahmenplan für die Gestaltung des Sees bereits im Frühjahr 2024 zu entwickeln. Dabei solle die Zahl der Gäste am See genauso hoch sein wie vor der Sperrung, gibt er schon mal vor. dpa/nd

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