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Kahlschlag in Berlin: Urania-Umnutzung ohne Abriss?
Trotz neuen Erkenntnissen einer Studie wird an den Abrissplänen festgehalten
Das Gebäude An der Urania 4–10 kann auch mit Umbau und Nachverdichtung des Bestands die mit einem Abriss und Neubau anvisierten Flächengewinne bringen. Das sagt eine am Donnerstag veröffentlichte Machbarkeitsstudie der Initiative »an.ders Urania«. In einer Petition fordert sie den sofortigen Stopp der Abrissplanung, um CO2-Ausstoß zu verhindern.
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Neben anderen Häusern soll das Ende der 1960er Jahre gebaute Verwaltungsgebäude im Zuge einer Umgestaltung des Areals abgerissen werden. Eigentümerin ist die Berliner Immobilienmanagement GmbH (Bim), welche zu 100 Prozent dem Land Berlin gehört. Ein Neubau zielt auf zusätzliche 6000 Quadratmeter Nutzfläche ab.
Abriss und Neubau seien nicht mehr zeitgemäß und setzten zu viel CO2 frei – nach den Plänen der Bim etwa 13 000 Tonnen, so die Initiative. Stattdessen sei eine Sanierung und Umnutzung des Bestandes nötig und möglich, um neben Büroflächen auch Wohnraum zu schaffen. »Eine Sanierung des Gebäudes würde nur circa zehn Prozent dieser Emissionen verursachen«, sagt Tamara Granda, Sprecherin der Initiative.
Flächenerweiterung könne durch Aufstockung erreicht werden. Aktuell sei eine Etage möglich, mit ertüchtigtem Fundament könnten bis zu 4000 zusätzliche Quadratmeter Nutzfläche erreicht werden. Ein Anbau neuer Gebäudeteile könne weitere 3600 Quadratmeter schaffen.
Die Forderungen werden von Umwelt- und Architektenverbänden sowie etlichen Einzelpersonen, darunter ein Preisträger und Professor*innen für Architektur und Ingenieurswesen unterstützt.
Im Sommer hatte Birgit Möhring, Geschäftsführerin der Bim, noch behauptet, man käme an einem Abriss nicht vorbei. Teile des Gebäudes sind mit dem krebserregenden Baustoff PCB belastetet und werden aktuell bereits in einem den Abriss vorbereitenden Bauschritt entfernt. Es seien aber wahrscheinlich auch andere Gebäudeteile kontaminiert, welche aus statischen Gründen nicht entfernt werden könnten, so Möhring.
Die Initiative stellt dagegen drei verschiedene Sanierungsvarianten vor, mit denen die PCB-belastete Bausubstanz versiegelt werden kann. In Tausenden westdeutschen Gebäuden wurde der Stoff verwendet, das Urania-Gebäude könne dabei als Testlabor für die Versiegelung dienen, um in Zukunft auch andere Gebäude vor dem Abriss zu bewahren.
Möhring hatte im Sommer eine Studie abgelehnt. Die Bim hätte dafür kein Geld, außerdem würde die Neugestaltung des Areals damit nur verzögert. Nun ist eine Studie da, was für die Bim jedoch kein Grund ist, die Pläne zu überdenken: Man werde »den Rückbau des Gebäudes An der Urania wie beauftragt fortsetzen«, so Bim-Sprecherin Marlen Kornecke zu »nd«.
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