»Game Awards« 2023: Astarion ist einverstanden

Die »Game Awards« 2023 wurden in Los Angeles verliehen

  • Ralf Fischer
  • Lesedauer: 3 Min.

Der globale Markt für Videospiele soll in diesem Jahr voraussichtlich einen Umsatz von etwa 230 Mrd. Euro generieren. Nach zuversichtlichen Prognosen kann das Marktvolumen innerhalb der nächsten fünf Jahre auf 350 Mrd. Euro ansteigen, womit die Branche alle anderen Branchen im Unterhaltungssegment weit hinter sich lässt. Dieses prognostizierte Wachstum in naher Zukunft konnte aber nicht die in diesem Jahr laufende Welle von Entlassungen einhegen. Im Gegenteil: Laut dem Fachmagazin »Golem« haben allein 2023 mehr als 9000 Beschäftigte in dem Industriezweig ihren Arbeitsplatz verloren.

Auf der alljährlich Anfang Dezember stattfindenden Produktpräsentationsshow der Gaming-Industrie mit dem schlichten Titel »The Game Awards«, vor einer Woche in Los Angeles ausgetragen, hatte dieses traurige Thema aber keinen Platz. Jedoch war zu beobachten, dass die derzeitige Marktkapitalisierungsphase vieler großer sowie auch kleinerer Entwicklungsstudios auf den »Game Awards« ihre Spuren hinterlassen hat. Anstatt den diesjährigen Gewinnern der Auszeichnungen den nötigen Raum in der Show einzuräumen, wurden unzählige Neuankündigungen herausgeballert. Die bezahlten Werbeeinblendungen überstrahlten zum Teil die Preisverleihung, zumindest wurde ihnen weit mehr Zeit gewidmet, als vielen Zuschauen lieb war.

Den meisten Gewinnern standen für ihre Dankesreden nur wenige Minuten zur Verfügung. Hideo Kojima, ein legendärer Spieleentwickler und Freund des Hostes Geoff Keighley, nahm sich beinahe zehn Minuten, um sein neuestes Projekt unter dem Namen »OD« vorzustellen. Dass sich die Industrie ihre eigene Show nicht stehlen lässt, ist kein Wunder angesichts der enormen Summen, die sie bereit ist für die Einblendungen ihrer Ankündigungstrailer zu bezahlen. Eine kleine Niederlage mussten aber die Bosse der größten Platzhirsche trotzdem hinnehmen: Mit »Baldurs Gate 3« schnappte sich ein Spiel die Auszeichnung für das »Game of the Year«, mit dem nicht einmal die größten Experten unter den Nerds gerechnet hatten.

Wie in einem Computerspiel: Dem sympathischen Underdog gelang es, den fiesen Bösewicht im letzten Level erfolgreich niederzuringen. Mit dem Rollenspiel »Baldurs Gate 3« vom belgischen Entwicklerstudio Larian konnte sich ein Game aus der Nische den diesjährigen Titel sichern. Die Entscheidungsfreiheit, die Spieler im Verlauf der Handlung genießen, machte »Baldurs Gate 3« zum Maßstab in seinem Genre und wurde als literarisches Meisterwerk gefeiert.

»Baldurs Gate« erhielt mit 95 Punkten die höchste Wertung aller Zeiten von dem Fachmagazin »Gamestar«. Das Spiel fühle sich an »wie ein Tabletop-Rollenspiel-Abend mit guten Freunden samt etwas Chaos und verrückten Ideen«, erklärt der Chefredakteur der »Gamestar« Heiko Klinge im Interview mit dem »Spiegel«. Jede noch so kleine Nebenaufgabe sei »genauso aufwendig inszeniert wie die Hauptgeschichte«. Dadurch fühle sich die Welt »lebendiger und auch glaubwürdiger an, als man es von Rollenspielen dieser Art bis dato gewohnt war«.

Als der Schauspieler Neil Newborn auf die Bühne trat, um für seine Vertonung des Hochelfen-Schurken Astarion in »Baldurs Gate 3« den Award für die beste Performance entgegenzunehmen, flossen weltweit Millionen Tränen der Freude bei den Fans. Newborn selbst hatte im Vorfeld berichtet, dass er 2008 beinahe mit der Schauspielerei aufgehört hätte, bis er die Arbeit als Synchronsprecher und Motion-Capture-Schauspieler für Videospiele entdeckte. So schafft die Spielebranche wohl doch für manche Menschen Jobs!

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