Gunther Emmerlich: Skat, Swing und Sauerbraten

Ein Allroundtalent: Zum Tod des Opernsängers und Entertainers Gunther Emmerlich

  • Elsa Meisner
  • Lesedauer: 2 Min.

Er war ein Beispiel für die solide Gesangsausbildung in der DDR: Gunther Emmerlich. Von 1967 bis 1972 studierte er Oper an der Musikhochschule »Franz Liszt« in Weimar und wurde Meisterschüler beim berühmten russisch-armenischen Bariton Pawel Gerassimowitsch Lisizian. Seine ersten öffentlichen Auftritte bestritt der frühzeitige Vollwaise – sein Vater fiel im Krieg, die Mutter starb an einer Nervenkrankheit – noch während des Studiums, allerdings als Jazzsänger in der Sendung »Notenbank« des DDR-Fernsehens. Auch ein Beleg für die Vielseitigkeit musikalischer Ausbildung im ostdeutschen Staat, vor allem aber des enormen Talents, der stimmlichen Bandbreite von Gunther Emmerlich und seiner Offenheit für alle Sparten. Die Interpretation von Operetten- und Musical-Klassikern sollten jedoch sein Markenzeichen werden.

Nach Erlangung des Diploms in Gesang (ein in der Bundesrepublik unbekannter akademischer Grad) wurde er 1972 Mitglied des Ensembles der Dresdner Semperoper, dem er zwei Jahrzehnte angehört. Mitte der 80er Jahre gründete er mit anderen Musikern, vornehmlich der Staatskapelle Dresden, die Semper-House-Band, die Dixieland, Jazz und Swing intonierte und sich natürlich auch bei den populären Dixieland-Festivals der Elbmetropole in die Herzen der Zuschauer spielte. Zudem trat Emmerlich in zahlreichen Unterhaltungssendungen des DDR-Fernsehens auf, unter anderem regelmäßig im »Kessel Buntes«, und war gar Gastgeber einer eigenen Sendung mit dem Titel »Showkolade«. Auch im vereinten Deutschland feierte er Erfolge, zum Beispiel bei den Schwetzinger und den Bad Hersfelder Festspielen. Ein Höhepunkt in seiner Karriere war der gemeinsame Auftritt mit der US-amerikanischen Sängerin Deborah Sasson in der New Yorker Carnegie Hall. Zu seinen Leidenschaften zählten Skat und Sauerbraten.

Der Kirchenmusik war Emmerlich ebenfalls zeitlebens zugetan. Noch am 17. Dezember bestritt er ein Weihnachtskonzert in der Johanniskirche im sächsischen Lößnitz. Zwei Tage darauf starb er im Alter von 79 Jahren in seinem Haus in Dresden an Herzversagen. 

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