Berlin vor Silvester: Böllern unter Aufsicht

Die Berliner Polizei will den größten Silvester-Einsatz seit Jahrzehnten auffahren

  • Andreas Heimann und Andreas Rabenstein
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Polizei bereitet sich wegen der Krawalle beim vergangenen Jahreswechsel und vor dem Hintergrund des Kriegs im Gazastreifen auf einen Großeinsatz vor. »Es ist der größte Polizeieinsatz an Silvester der letzten Jahrzehnte«, sagte Polizeipräsidentin Barbara Slowik. Im vergangenen Jahr hatte es in Teilen Berlins Böllerwürfe und andere Angriffe auf Polizisten, Feuerwehrleute und Sanitäter gegeben. Die Krawalle lösten scharfe Kritik und kontroverse politische Debatten aus.

»In der Silvesternacht werden wir 2000 bis 2500 Berliner Polizistinnen und Polizisten und Unterstützung aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und von der Bundespolizei im Einsatz haben«, kündigte Slowik an. Dazu kämen noch 500 Bundespolizisten an den S-Bahnhöfen und Fernbahnhöfen. Gründe für das so deutlich erhöhte Polizeiaufgebot seien zum einen die Erfahrungen des vergangenen Jahres. »Dazu kommt die Emotionalisierung durch den Konflikt im Nahen Osten und der immense Schutzbedarf jüdischer und israelischer Menschen und Einrichtungen«, so Slowik.

Im Rückblick auf die vergangene Silvesternacht sagte Slowik, die reine Zahl der Angriffe auf Polizisten, Feuerwehrleute und andere Rettungskräfte sei nicht viel höher gewesen als in den Jahren vor Corona 2018 und 2019. »Ähnlich viele Angriffe gab es auch schon früher. Allerdings war die Qualität der Angriffe im letzten Jahr neu, etwa wenn Rettungskräfte in mutmaßliche Hinterhalte gelockt und angegriffen wurden.«

Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) kündigte ein entschlossenes Vorgehen gegen Ausschreitungen in der Silvesternacht an. »Wir haben alle notwendigen Vorkehrungen getroffen, damit der Rechtsstaat durchgesetzt wird«, sagte der CDU-Politiker. Die Polizei werde stark an den Orten präsent sein, an denen man mit Ausschreitungen rechnen könne. »Auch die Justiz wird in der Silvesternacht in Bereitschaft sein«, so der Regierungschef und CDU-Landesvorsitzende.

An den drei Verbotszonen für Feuerwerk in der Sonnenallee in Neukölln, in Schöneberg und am Alexanderplatz seien Absperrungen und Kontrollen geplant. Weitere Einsatzschwerpunkte seien Gesundbrunnen, Nord-Neukölln, Gropiusstadt, die High-Deck-Siedlung, Schöneberg und Lichtenrade. Die Polizei begleite zudem die große Feier am Brandenburger Tor mit 65 000 Besuchern, so Slowik.

Sie blicke »optimistisch, realistisch und sehr entschlossen« auf Silvester, betonte Slowik. »Optimistisch, weil ich denke, wir sind wirklich sehr, sehr gut vorbereitet. Realistisch, weil wir eine vier Millionen-Stadt sind, und da werden sich manche Pyroexzesse sicher nicht vermeiden lassen. Und wir sind sehr entschlossen, alles zu nutzen, was uns zur Verfügung steht, um Gewalt zu begegnen.«

Schon ab dem 28. Dezember, wenn Feuerwerk verkauft werden darf, werde die Polizei in den Brennpunkten aktiv sein, sagte Slowik. Dazu würden auch Zivilpolizisten eingesetzt. »Um zu sehen, wer dort schon versucht, Rettungskräfte oder andere Menschen anzugreifen.« Das wäre dann ein Grund für eine vorbeugende sogenannte Ingewahrsamnahme, also ein Einsperren bis Silvester.

Wegner will sich selbst ein Bild von der Lage machen: »Die Innensenatorin und ich werden gemeinsam in der Stadt unterwegs sein.«, kündigte er an. Die Politiker wollen das Lagezentrum der Polizei besuchen. »Wir machen das, um zu zeigen, dass die Polizei, aber auch die Feuerwehr die volle Rückendeckung des Senats hat und wir jede Maßnahme unterstützen, die aus Sicht der Polizeiführung notwendig ist, um hier für eine möglichst friedliche Silvesternacht zu sorgen.« dpa/nd

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