Was waren die schlechtesten Videospiele 2023?

Aua, stöhn, schnarch: Diese Videospiele waren im vergangenen Jahr die größten Enttäuschungen

  • Ralf Fischer
  • Lesedauer: 4 Min.
Hey, wo gibt es die Mikrotransaktionen? Szene aus »EA FC24«
Hey, wo gibt es die Mikrotransaktionen? Szene aus »EA FC24«

Das vergangene Jahr war ein fulminantes Videospielejahr – der Kritik nach zu urteilen. Aber unter den vielen guten Spielen befanden sich auch wieder elende Rohrkrepierer, schamlose Betrügereien und – die weitaus schlimmste Sorte von Videospielen – unendlich viele Variationen von Glücksspielsimulationen mit nervigen Pay-to-win- Mechanismen. Dabei stechen besonders Sportsimulationen hervor: Die in Spielen wie »NBA 2K24« oder »EA FC24« enthaltenen Mikrotransaktionen, ein Zahlungsverfahren für den Erwerb von digitalen Gütern, obwohl es sich um ein Vollpreisspiel handelt, werden dabei auch von den Behörden kritisch beäugt.

Schon vor drei Jahren gab die für die Altersfreigabe zuständige staatliche Stelle die Basketball-Simulation »NBA 2K22« erstmals nicht mehr ohne Beschränkung frei. In diesem Jahr straften tausende Spieler das Game auf Steam, der größten Vertriebsplattform für Videospiele im Internet, mit einer größtenteils negativen Bewertung ab. Der Zwang, sich Pakete mit Zufallskarten zu kaufen, in denen die Superstars der NBA, Trikots, Bewegungsabläufe oder Frisuren enthalten sind, um online im Wettstreit mit anderen Spielern mithalten zu können, wächst mit jedem Jahr. Zugleich beschweren sich die Konsumenten darüber, dass das Spiel in einem unfertigen Zustand für den PC veröffentlicht wurde. Auf den Servern des Spiels sollen sich darüber hinaus auch überdurchschnittlich viele Hacker tummeln. Auch die Fußballsimulation »EA FC24« bekommt ihr Fett weg. »Das ist bei weitem das schlechteste EA-Spiel«, schreibt ein enttäuschter Kunde auf Steam.

Schlechtere Bewertungen bekommen auf der Plattform nur noch grundsätzlich im Aufbau misslungene Spiele. Ganz vorne dabei ist »Skull Island: Rise of Kong« von Game Mill Entertainment. Grafisch im vergangenen Jahrzehnt steckengeblieben erwecken die Spielmechaniken teilweise den Eindruck, es handele sich um die Abschlussarbeit eines Pubertierenden aus dem zweiwöchigen IT-Kurs im Jugendkulturhaus. Auf die immer gleiche Art und Weise soll der Spieler hier »Wellen von Urzeitbestien« bekämpfen, um letztlich über »die Schergen deines Erzfeindes« zu triumphieren.

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Als Einstimmung in den Plot muss der Spieler hilflos dabei zusehen, wie die Affenmutter von einem Dinosaurier zum Frühstück verputzt wird, was den kleinen Kong für den Rest des Spieles auf Rache sinnen lassen soll. So stapft der Primat über die grafisch nicht sehr beeindruckende Insel und vermöbelt allerlei Bestien. Das Ende der Story ist erwartbar wie der Auftritt eines Clowns im Zirkus: Wenn schlussendlich aus dem einstigen Affenkind ein kampfbereites Monster geworden ist, stellt es sich dem Mörder seiner Mutter. Klappe zu, Dino tot.

Die Bewertung dieses rundum misslungen Videospiels sorgte sogar für einen neuen Begriff im internationalen Nerd-Kosmos. Das Spiel wird als »Gollum-like« bezeichnet. Eine Anspielung auf das zweite Game aus 2023, dass als völlig unspielbar gilt: »Herr der Ringe: Gollum« von dem deutschen Entwicklerstudio Daedalic Entertainment musste vernichtende Kritiken hinnehmen. »Unrettbar verloren und fies verunstaltet«, urteilte das Magazin »Gamestar« in einer Besprechung.

Die Möglichkeiten, mit dem Programmiertool »Unreal Engine 5« aufwendige Spiele ohne größeren Aufwand zu programmieren, eröffnet dem Scheitern neue Wege. Als negatives Beispiel dafür gilt der Extraction-Shooter »The Day Before«. Angekündigt als umfangreiches Open-World-Survivalgame mit Horden von zu bekämpfenden Zombies wurde das vom Entwicklerstudio Fntastic produzierte Spiel bereits wenige Tage nach Veröffentlichung wieder von der Verkaufsplattform Steam genommen. Die Grafik blieb weit hinter den Erwartungen zurück, der technische Zustand sorgte regelmäßig für Spielabbrüche und einige Spieler berichteten, dass sie das Spiel auf ihrem Computer nicht einmal hätten starten können. Die meisten Käufer erhielten ihr Geld zurückerstattet, das Studio gab vier Tage nach der Veröffentlichung seine Auflösung bekannt.

Die Produktionsfirma beteuert, sie habe nur die besten Absichten im Sinn gehabt. »Wir wollten unbedingt neue Patches veröffentlichen, um das volle Potenzial des Spiels auszuschöpfen, aber leider haben wir nicht das Geld, um die Arbeit fortzusetzen«, erklärte sie auf ihren Kanälen. Nachprüfen lässt sich das nicht. Die Kritik eines Spielers wurde mit einem Hinweis beantwortet: »Shit happens.«

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