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Sozialer Wohnungsbau: Lesbisches Wohnprojekt im Zentrum

Grundstein für 72 Wohnungen Nähe Alexanderplatz gelegt

  • Moritz Lang
  • Lesedauer: 3 Min.
Kai Wegner (CDU) (2.v.l.) lässt sich umringt von Kameras bei der Grundsteinlegung für das Wohnprojekt mit der Rad und Tat Geschäftsführerin Jutta Brambach (3.v.l.) ablichten.
Kai Wegner (CDU) (2.v.l.) lässt sich umringt von Kameras bei der Grundsteinlegung für das Wohnprojekt mit der Rad und Tat Geschäftsführerin Jutta Brambach (3.v.l.) ablichten.

Am Donnerstagvormittag wurde in der Berolinastraße, unweit des Alexanderplatzes, der Grundstein für ein Haus gelegt, in welches ein lesbisches Wohnprojekt einziehen wird. Der Verein Rad und Tat (RuT) setzt mittels einer gGmbH in Kooperation mit der Städtischen Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte (WBM) die Entwicklung des Projekts und die Verteilung der Wohnungen um. 2025 soll das Haus bezugsfertig sein.

Die Hälfte der 72 Wohnungen auf sieben Etagen wird gefördert, sodass sie laut WBM voraussichtlich für Einstiegsmieten von 7 Euro pro Quadratmeter angeboten werden können. Der Rest der Wohnungen wird mit Orientierung am Einkommen nach den Richtlinien der Kooperationsvereinbarung zwischen Senat und Landeseigenen Wohnungsgesellschaften vergeben, sagt WBM-Geschäftsführer Steffen Helbig. Da lande man dann zwischen 11 und 12,90 pro Quadratmeter. Die Baukosten bewegen sich laut Helbig zwischen 4000 und 5000 Euro pro Quadratmeter.

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Im 600 Quadratmeter großen Erdgeschoss sollen ein Kiez-Café und weitere Nachbarschaftsräume Platz finden. Dort soll es auch Beratungsangebote von RuT geben, freut sich die Geschäftsführerin Jutta Brambach. Besonders die Lage im Zentrum sei ein Erfolg, hier könne lesbisches Leben besonders sichtbar gemacht werden. Unabhängig von sexueller Orientierung will man sich in der Nachbarschaft als sozialer Akteur und Ansprechpartner etablieren.

Man wolle mit dem Projekt einen Schutzraum für intergenerationales, lesbisches Leben schaffen. Daran, dass dieser nötig ist, erinnerte zuletzt ein Brandanschlag auf ein Büro des Vereins im Schillerkiez im August.

13 Jahre war der RuT-Verein auf der Suche nach einem geeigneten Grundstück für das Projekt. Als Grund dafür sieht Brambach die immer noch herrschenden »Machtverhältnisse und strukturelle Benachteiligung von Frauen«.

Bereits 2017 erhielt das RuT-Projekt den Zuschlag für ein anderes landeseigenes Grundstück. Nach Einspruch durch die Schwulenberatung Berlin, welche sich ebenfalls beworben hatte, wurde dieser jedoch zurückgezogen. Die Schwulenberatung erhielt letztendlich die Zusage und der RuT-Verein konnte sich mangels finanzieller Mittel nicht mehr rechtlich dagegen wehren.

Auch wenn das Projekt schon vor seinem Einzug ins Rote Rathaus vorangebracht wurde, lässt es sich der Bürgermeister mit ramponiertem Image nicht entgehen, die Grundsteinlegung feierlich zu begleiten und für ein paar gute Schlagzeilen zu sorgen. Nach dem Verdacht auf Regierungs-Filz bei Bekanntwerden von Kai Wegners (CDU) Beziehung zu Bildungssenatorin Günther-Wünsch (CDU) sowie der Planung von sicherheits- und stadtplanerisch irrationalen Projekten wie dem Görli-Zaun oder der Schwebebahn, hüllt er sich nun in Regenbogenfarben.

Für Brambach hat er extra den nach seinen Aussagen ersten offiziellen Berliner-Bär-Anstecker in Bunt mitgebracht. Um der zahlreich vertretenen Hauptstadtpresse bei Minusgraden das Schreiben einer herzerwärmenden Story zu erleichtern, gab es schon vormittags Glühwein (mit Alkohol), Kaffee, warme Suppe und ein Buffet unter einem extra für das Event aufgebautem Zelt.

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