Homöopathie: Weg mit den Globuli!

Ulrike Henning über Spiegelfechterei mit der Homöopathie

Mit einer minimalen Dosis Wirkstoff einen maximalen Effekt erzielen – dieses Prinzip der Homöopathie hat Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sehr gut verstanden. Jetzt nutzte er es wieder für die politische Kommunikation. Mit der angekündigten Streichung homöopathischer (und anthroposopischer) Medikamente als reguläre Leistung ließen sich die Ausgaben der gesetzlichen Kassen pro Jahr um etwa 20 Millionen Euro reduzieren. Verdienstvoll bei einer Finanzierungslücke in diesem Bereich von 3,2 Milliarden Euro im laufenden Jahr.

Das Thema Homöopathie löste jedoch die erwartungsgemäße Welle aus. Der Minister profiliert sich als wissenschaftlich gefestigt, zugleich als Gegner grünversiffter Schwurbelmedizin. Auf die Anhänger derselben im Südwesten der Republik lässt sich ja gut einschlagen, verortet beim gern gedissten Koalitionspartner sowie bei der christlichen Opposition. Homöopathienutzer und -gläubige wird die Debatte kaum interessieren, sind sie doch schon längst beim Heilpraktiker ihrer Wahl in Behandlung und bezahlen auch die 8,75 Euro für 1200 Globuli selbst.

Eigentlich verschickte Lauterbach Vorschläge zur Stabilisierung der Kassenfinanzen. Demnach sollen der Bundeszuschuss dynamisiert, der Zuschuss für Bürgergeldempfänger erhöht werden, wie im Koalitionsvertrag vorgesehen. Natürlich stets mit Blick auf die Spielräume, welche die Haushaltslage des Bundes insgesamt lässt. Hier wird der Minister ganz leise, er will da mal wieder niemandem auf die Füße treten. Die Opposition ist bereits ehrfürchtig verstummt. So wirkt sanfte, ganzheitliche Medizin.

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