E-Rezept mit Anfangsschwierigkeiten

Patienten finden sich langsam zurecht, Ärzte und Apotheken sehen Verbesserungspotenzial

Eigentlich ist das elektronische Rezept (E-Rezept) ein relativ alter Hut – jedenfalls für die Apotheken, denn diese sind seit September 2022 auf die Verschreibung eingestellt. Abgefragt wurde da viele Monate nur sehr wenig, ernst geworden ist es aber seit Anfang des Jahres: Auch die Arztpraxen müssen nun verpflichtend E-Rezepte ausstellen. Das funktioniert mehr oder weniger gut, auch weil es bei den Patienten noch einige Irritationen gibt. Die Ursachen dafür sind sehr verschieden.

Aktuell am einfachsten und am häufigsten werden E-Rezepte über die elektronische Gesundheitskarte der gesetzlich Versicherten eingelöst. Jedoch ist das Rezept auf dieser Chipkarte gar nicht gespeichert, sie ist nur der Schlüssel für den Datenzugriff. Ist die Karte in der Arztpraxis einmal im Quartal eingelesen, kann der Arzt jederzeit ein Rezept ausstellen, der Patient braucht in der Apotheke nur die Karte vorzulegen. Der papierlose Vorgang verunsichert trotzdem, vor allem ältere Menschen.

Für diese Gruppe ist ein immer noch möglicher Ausdruck der Arztpraxen gedacht: ein Zettel mit einem Barcode, DIN-A4 und schwarz-weiß. Für die Praxen ist es sogar gesetzlich verpflichtend, solch einen Ausdruck anzubieten. Die Apotheken benötigen ihn nicht, vermutlich auch nicht die Patienten, die ja bislang nach der Rezepteinlösung auch nichts in der Hand hatten. Prinzipiell ist immer noch eine Einlösung nur mit einem Papierausdruck samt QR-Code möglich.

Schwieriger wird es bei einer Verschreibung mit der E-Rezept-App. Die wurde zwar schon mehr als 1,5 Millionen Mal heruntergeladen, genutzt wird sie jedoch wesentlich weniger. Probleme gab es bislang vor allem bei der Vergabe der PIN durch die Krankenkassen. Selbst wenn diese dann da war, funktionierte die Anmeldung in der App häufig nicht reibungslos. Besonders ältere Menschen verstehen die komplexe Anmeldung in der App nicht und scheitern an der Authentifizierung, kritisiert der Sozialverband VdK. Fraglich bleibt zudem, warum die Rezept-Funktion nicht direkt in der Krankenkassen-App angelegt ist. Die ersten Kassen planen aber jetzt die Integration in vorhandene Apps.

Auch Ärzte und Apotheken sind nicht durchgängig zufrieden mit dem E-Rezept in der aktuellen Funktionalität. Teils liegt das daran, dass Ärzte die Rezepte nicht sofort bei Ausstellung signieren, sondern gesammelt etwa am Ende des Tages. Dann ist das Rezept in der Apotheke nicht abrufbar, und die Versicherten werden zurück in die Praxis geschickt, um einen Ausdruck zu holen – und dieser wiederum ist nur mit der Signatur des Rezepts möglich. Einmal signiert, können Fehler auf dem Rezept auch nicht korrigiert werden. Hier besteht auf jeden Fall Verbesserungsbedarf.

Zu Jahresbeginn gab es noch zahlreiche Berichte in der Apotheken-Fachpresse über technische Probleme zwischen einzelnen Apotheken und ihren Abrechnungsdienstleistern. Bei einer Umfrage Anfang Januar klagten Apotheker über einen Mehraufwand von fünf Minuten je Rezept. Mitunter setzten auch Störungen der Internetverbindung Apotheken außer Gefecht. Auch wenn es gerade aktuell erneut Störungen bei bestimmten Kartenterminals in Apotheken gibt, scheint sich das System zu stabilisieren.

Weiterhin fehlen indes noch Lösungen für Pflegeheime wie auch für privat Versicherte, die nicht über geeignete Formen von Chipkarten verfügen.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal