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Valentinstag: Lieben bitte kollektivieren!
Jule Meier über das Gemeinschaftsgefühl auf feministischen Demonstrationen
Berlin am Valentinstag bedeutet höhere Umsätze im Blumenladen und an den Kinokassen, kuschelnde Pärchen im Vabali oder zwei Tickets zum Preis von einem in der aktuellen Banksy-Ausstellung. Die Vorstellungen vom Tag der Liebe sind dabei von Zweierromantik bestimmt, die auch mal queer oder unverheiratet daherkommen kann. Aber sie brechen nicht mit der Idee, auf jeden Topf gehöre nun mal ein Deckel.
Bitte nicht falsch verstehen: Auch der Zweisamkeit zwischen Verliebten, Genoss*innen oder Freund*innen muss natürlich Raum gegeben werden. Aber wer zum Fest der Liebe zur Gewalt im Namen der Liebe schweigt und bei Vorstellungen von romantischer Liebe im Disney-Format steckengeblieben ist, der muss auch zum Feminismus schweigen.
Umso schöner und liebevoller ist der bereits ins vierte Jahr gehende Brauch, am Valentinstag »Rache am Patriarchat« zu üben, wie es die gleichnamige Demo propagiert. Denn neben dem Benennen patriarchaler Strukturen und Gewalt schafft sie vor allem eines: einen Raum für Frauen, nichtbinäre Personen und trans Männer, die sich in ihrer Wut gemeinsam stärken und der geschlechtsspezifischen Unterdrückung im Kapitalismus öffentlich eine Kampfansage erteilen.
Feministisches Lieben heißt, mit den liberalen Erfolgsgeschichten einzelner Frauen zu brechen. Es heißt, das gesellschaftliche Zur-Frau-gemacht-Werden zu erkennen, sich in seinen Unterschieden anzuerkennen und sich im Gemeinsamen zu verbünden. Emanzipation für »das andere Geschlecht« wird nicht durch den Rückzug ins Private gelingen – und vor allem geht sie nur gemeinsam.
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