Lieber Penis, wie geht es dir?

Bitte nicht den Körper vergessen: Ein Heft über den »Phallushügel«

Ein begabter Gestaltwandler
Ein begabter Gestaltwandler

Wie unverstanden ist der Penis? Oft ist er nur eine Witzvorlage. Mit ihm wird sich abstrakt als Symbol männlicher Herrschaft beschäftigt und konkret meist nur, wenn er nicht »funktioniert«. 2022 hieß es im »Zeit Magazin«, das Verhältnis der Männer zu ihrem Körper und besonders zu ihrem »verkannten Organ« sei »zerrüttet«.

Susann Rehlein konstatiert, dass allgemein »ein Selbstbildnis gefördert wird, das auf Leistung und Standfestigkeit basiert und nicht gesund für Männer ist«. In ihrer warmherzigen Penisfibel »Der Phallushügel«, die in der stets interessanten Reihe »Maro-Hefte« erschienen ist, plädiert die Berliner Sexkolumnistin für mehr Entspannung, denn »der Penis ist zart und schön«. Dieser »begabte Gestaltwandler« sei beim Sex auch nur »ein Körperteil und eine Möglichkeit unter vielen«, weshalb sie fordert: »Nutzen wir doch den ganzen Körper für das Installieren einer neuen, nonbinären Sexpraxis. Auf zum lustvollen Gerangel mit offenem Ausgang!« Da gelte die Grundregel: »Ohne Eingestehen von Unsicherheit keine Intimität, ohne Intimität (…) kein guter Sex.«

Aber wenn man nicht darüber redet, läuft nicht so viel. Das merkt auch der Penis, diese »ziemlich sensible Antenne«. Also reden, üben, Beckenboden trainieren und auch die Prostata nicht vergessen. Kennen Sie den Begriff Circlusion? Schon mal von weicher Penetration gehört? Gibt es alles auf diesem »Phallushügel« – so haben Susann Rehlein und die Illustratorin Katja Schwalenberg »einen Ort der Liebe« getauft, der weder Vorspiel noch Sex sein soll, sondern »ein anderes Genre« ohne Leistungsdruck und Krampf. Rehlein findet den »Halbsteifen« am schönsten, denn »ein Halbsteifer ist immer der Anfang einer Geschichte.«

Susann Rehlein: Der Phallushügel. Ein liebevolles Heft über den Penis. Illustr. v. Katja Schwalenberg. Maro-Verlag, 36 S., br., 16 €.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.