Fußball: Martin Kind ließ den Streit bewusst eskalieren

Der Chef von Zweitligist Hannover 96 hat schon immer "ein anderes Verständnis von Spielregeln"

Martin Kind ist bei den Fans bundesweit unbeliebt, in der eigene Fanszene von Hannover 96 sogar verhasst.
Martin Kind ist bei den Fans bundesweit unbeliebt, in der eigene Fanszene von Hannover 96 sogar verhasst.

Eines muss man dem Chef vom Zweitligisten Hannover 96 lassen: Martin Kind bleibt sich in der Fußballwelt seit mehr als zwei Jahrzehnten treu. Was der meinungsfeste Mann damit derzeit anrichtet, war am Montagabend im ARD-Talk »Hart aber fair« zu hören: »Ich habe ein anderes Verständnis von Spielregeln.« In dem seit Monaten währenden Streit um Investorenpläne der Deutschen Fußball-Liga (DFL) spielt der Niedersache eine unrühmliche Hauptrolle. Bei der Abstimmung der 36 Klubs darüber soll Kind entgegen der Forderung seines Vereins gehandelt haben: Sein »Ja« könnte also die eine ausschlaggebende Stimme pro Investoreneinstieg gewesen sein.

Sein Votum muss Kind nicht verraten, die Abstimmung im vergangenen Dezember war geheim. Hat er gegen das Weisungsrecht seines Vereins verstoßen? »Selbst wenn es so wäre, was änderte es?«, fragte Kind. Die Antwort: Alles! Das Ergebnis wäre nichtig, weil er damit gegen die 50+1-Regel gehandelt hätte. Und mit der Offenlegung seines Abstimmungsverhaltens könnte er den angesichts der bundesweiten Fanproteste weiter eskalierenden Streit befrieden.

Kind aber spielt schon immer lieber nach eigenen Regeln. Seine wichtigste: »Im Fußball gelten die Marktgesetze.« Dieser Einstellung stets folgend, ist er ein Kämpfer gegen die 50+1-Regel. Und Kind, oft als letzter Patriarch im Fußball beschrieben, verkörpert jenen Typus Funktionär, der sich als erfolgreicher Unternehmer berufen fühlt, auch auf der größten Sportbühne eine große Rolle zu spielen. Viele dieser Art sind gescheitert und haben ihren Vereinen geschadet. Auch Kind – weil er nicht wie in seiner millionenschweren Hörgerätefirma die Arbeit den Spezialisten überlässt, sondern allein herrscht. Unzählige Trainer und Manager hat er seit 1997 bei Hannover verschlissen. Erkind wollte in die »Champions League«, seit Jahren tief zerstritten kommt sein Verein jedoch nicht über das Mittelmaß in der Zweitklassigkeit hinaus.

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