Noch mehr Angriffe auf Geflüchtete

Zahl der Straftaten gegen Schutzsuchende und ihre Unterkünfte 2023 stark gestiegen

Angriffe auf Unterkünfte von Geflüchteten nehmen zu.
Angriffe auf Unterkünfte von Geflüchteten nehmen zu.

Die Polizei hat in Deutschland im vergangenen Jahr erheblich mehr Angriffe auf Geflüchtete verzeichnet. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linke-Bundestagsabgeordneten Clara Bünger hervor, die »nd« vorliegt. Demnach registrierten die Sicherheitsbehörden insgesamt 2378 Straftaten, darunter 313 Gewaltdelikte. 219 Menschen wurden verletzt, das sind 27 mehr als 2022. Die »Neue Osnabrücker« Zeitung hatte am Mittwoch zuerst darüber berichtet.

Zuletzt wurden nach Angaben von Bünger 2016 mehr Straftaten gegen Geflüchtete gezählt (2545). Die Zahlen zeigen zudem fast eine Verdopplung gegenüber dem Vorjahr: 2022 war es zu 1248 Übergriffen gegen Asylsuchende gekommen. Die Sicherheitsbehörden registrierten 2023 zudem 180 Straftaten gegen Aufnahmezentren und andere Unterkünfte – so viele wie seit 2017 nicht mehr. Dabei wurden zehn weitere Geflüchtete verletzt gegenüber drei Personen im Jahr 2022.

Bünger erklärt dazu, der »enorme Anstieg« bei diesen Straftaten sei besorgniserregend, komme aber nicht überraschend. »Seit Monaten erleben wir, dass nicht nur die AfD und andere extrem rechte Kräfte unverhohlen gegen Geflüchtete hetzen und ihre Menschenverachtung auf die Straßen tragen«, konstatiert sie.

Einen weiteren Grund für zunehmende Aggressivität gegenüber Schutzsuchenden sieht Bünger im ebenfalls wachsenden »Rassismus der bürgerlichen Mitte«, den die Bundesregierung etwa durch die Forderung nach »Abschiebungen im großen Stil« (Bundeskanzler Olaf Scholz) und die Zustimmung zu »beispiellosen Asylrechtsverschärfungen« auf EU-Ebene fördere. Aktuell werde mit dem Thema Bezahlkarte Stimmung gegen Asylsuchende gemacht.

nd.Kompakt – unser täglicher Newsletter

Unser täglicher Newsletter nd.Kompakt bringt Ordnung in den Nachrichtenwahnsinn. Sie erhalten jeden Tag einen Überblick zu den spannendsten Geschichten aus der Redaktion. Hier das kostenlose Abo holen.

Es sei »kein Wunder, dass Rassisten sich in einer solchen gesellschaftlichen Lage bestärkt fühlen« und »allgegenwärtige Ressentiments« in Gewalttaten auslebten, meint Bünger. Um diese Entwicklung zu stoppen, brauche es eine »konsequente Verfolgung rechter Straftaten«, die Rassismus als Tatmotiv nicht kleinrede, außerdem »Schutzkonzepte für Geflüchtetenunterkünfte und eine Stärkung von flüchtlingssolidarischen Initiativen insbesondere im ländlichen Raum sowie ein klares Bekenntnis zum Recht auf Asyl«. Dafür müsse die Ampel-Koalition sorgen.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal