- Wirtschaft und Umwelt
- Siemens Energy
Veronika Grimm: Amt gegen Amt
Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm hat einen Posten im Aufsichtsrat bei Siemens Energy angeboten bekommen und steckt in einem Dilemma
Veronika Grimm muss sich wohl entscheiden: Entweder bleibt sie dem Sachverständigenrat der Bundesregierung zur Beurteilung der wirtschaftlichen Entwicklung als Wirtschaftsweise erhalten oder sie geht in den Aufsichtsrat von Siemens Energy. Dass Grimm beide parallel Ämter ausübt, ist unwahrscheinlich. Dagegen haben sich die anderen vier Wirtschaftsweisen ausgesprochen. Die fürchten einen Interessenkonflikt.
Unser täglicher Newsletter nd.Kompakt bringt Ordnung in den Nachrichtenwahnsinn. Sie erhalten jeden Tag einen Überblick zu den spannendsten Geschichten aus der Redaktion. Hier das kostenlose Abo holen.
Grimm gilt als ausgewiesene Expertin für Energiepolitik. Kürzlich hat sie sich im Deutschlandfunk dafür ausgesprochen, den Bau von Gaskraftwerken zu forcieren, die später mit Wasserstoff betrieben werden können. Nun ist Siemens Energy am Bau solcher Kraftwerke beteiligt. Wenn die 52-jährige Professorin aus Erlangen im Aufsichtsrat wäre, hätte das einen Beigeschmack, befürchtet auch Lobby Control. Grimm verweist dagegen darauf, dass sie dies im Vorfeld rechtlich habe prüfen lassen. Sie hat noch bis 2027 ein Mandat im Sachverständigenrat.
Die CDU vermutet, dass man wohl eine kritische Stimme loswerden wolle. Tatsächlich hat Grimm sich zuletzt häufiger konträr zur Wirtschaftspolitik der Bundesregierung positioniert: Atomkraftwerke hätte sie noch weiter am Netz gelassen und bei der Einführung des Klimageldes drängelt sie. Sie ist präsent in der Öffentlichkeit und gilt manchmal gar als das Gesicht des Gremiums. Dabei hat Monika Schnitzer den Vorsitz. Dass sie eine politische Gegnerin loswerden wolle, stimme nicht, beteuerte Schnitzer. Sie möchte vielmehr, dass ihre Kollegin Siemens absage und im Rat bleibe. Grimm wird sich rasch entscheiden müssen. Am Montag findet die Aussichtsratssitzung statt.
Andere Zeitungen gehören Millionären. Wir gehören Menschen wie Ihnen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Dank der Unterstützung unserer Community können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen ins Licht rücken, die sonst im Schatten bleiben
→ Stimmen Raum geben, die oft zum Schweigen gebracht werden
→ Desinformation mit Fakten begegnen
→ linke Perspektiven stärken und vertiefen
Mit »Freiwillig zahlen« tragen Sie solidarisch zur Finanzierung unserer Zeitung bei. Damit nd.bleibt.