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KZ-Gedenkstätten nie so wertvoll wie heute

Mehr Besucher in Sachsenhausen und Ravensbrück, aber noch nicht wieder so viele wie vor der Corona-Pandemie

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 3 Min.

»Wir sind eine Gedenkstätte im Entstehen«, sagt Leiter Andreas Weigelt. Die fast ausschließlich jüdischen Häftlinge des KZ-Außenlagers Lieberose in Jamlitz mussten einst einen Truppenübungsplatz für die Waffen-SS einrichten. Von 8000 Häftlingen überlebten nicht mehr als 500. Diesem »bedeutendsten Ort des Holocaust in Brandenburg« soll die »gebührende Aufmerksamkeit« zuteil werden, findet Weigelt. Dabei ist ihm allerdings klar: In der dünn besiedelten Gegend werden sich wohl niemals auch nur annähernd so viele Besucher für die Geschichte dieses Außenlagers interessieren wie ins ehemalige Hauptlager Sachsenhausen bei Berlin kommen.

Seit 2023 gehört Lieberose-Jamlitz zur Stiftung brandenburgische Gedenkstätten. 2024 soll der Ausbau beginnen und 2026 abgeschlossen sein. Zwei Mitarbeiter gibt es vor Ort: Den Historiker Weigelt und einen Kollegen, »der nicht vom Fach ist und angelernt wird«, wie Weigelt sagt.

Für 3,44 Millionen Euro soll unter anderem ein Mehrzweckgebäude gebaut werden – mit einem Saal für bis zu 100 Gästen sowie Räumen für die Sammlungen und das Archiv. Außerdem soll auch ein Siedlerhaus aus den 1950er Jahren saniert und dann für die Gedenkstätte benutzt werden. Noch finde die Bildungsarbeit im Bahnhof statt und das Archiv sei bei der evangelischen Kirchengemeinde untergebracht, berichtet Weigelt.

Mit der KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen lässt sich Jamlitz nicht messen. Diese zählte im vergangenen Jahr 500 000 Besucher. 2019 waren es noch mehr als 700 000. Während der Corona-Pandemie stürzte die Zahl allerdings bis auf knapp 103 000 im Jahr 2021 ab und stieg 2022 immerhin schon wieder auf 355 000. Für 2024 rechnet die stellvertretende Stiftungsdirektorin Andrea Genest mit einem weiteren Zuwachs. Sie ist Bund und Land dankbar, dass die Stiftung in den letzten Jahren trotz schwieriger Haushaltslage mehr Geld bekommen hat. Dennoch sei die finanzielle Situation »weiterhin ausgesprochen eng«. Verantwortlich dafür seien in erster Linie erheblich gestiegene Kosten für Energie, Wachschutz und Reinigung in Höhe von zusammen 400 000 Euro im Jahr und rund 40 000 Euro, die man zusätzlich für die angehobenen Honorare der Leute ausgeben müsse, die Besuchergruppen durch die Gedenkstätten führen. Genest betont dabei, die Erhöhung der Honorare zum 1. Januar sei »notwendig und richtig« gewesen.

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Erstmals richtete allein die Gedenkstätte Sachsenhausen im vergangenen Jahr mehr als 500 Studientage aus. Das konnte den Bedarf aber längst nicht decken. 35 Prozent der Anfragen habe man ablehnen müssen, heißt es. Das Personal der kleinen Gedenkstätte für die Opfer der Euthanasie-Morde in Brandenburg/Havel stemmte stolze 179 Studientage. »Ich weiß gar nicht wie«, staunt Leiterin Sylvia de Pasquale. Sie könnte mehr Platz gebrauchen, unter anderem für Wechselausstellungen.

»Wahrscheinlich war die Arbeit der brandenburgischen Gedenkstätten nie so wertvoll wie heute«, vermutet Kulturministerin Manja Schüle (SPD). An den historischen Orten werden ihr zufolge die grauenvollen Dimensionen des Rassenwahns und des Völkermords vor Augen geführt. Hoffnungsvoll stimmen die Ministerin Tausende von Menschen, die sich in den vergangenen Wochen dem Antisemitismus, Rassismus und Rechtsextremismus entgegenstellten.

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