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Ricky Rubio: Rückkehr aus der Depression

Der Basketballstar wird trotz Niederlage gefeiert

  • Martin Ling, Barcelona
  • Lesedauer: 4 Min.

Die Rückkehr auf die Platte kam schneller als erwartet: Anfang Januar hatte der katalanische Basketballstar Ricky Rubio von den Cleveland Cavaliers aufgrund von Problemen mit seiner mentalen Gesundheit sich dazu entschieden, seine NBA-Karriere zu beenden und nach Katalonien zurückzukehren. Licht am Ende des Tunnels ließ Rubio schon im Januar verlauten: »Ich bin stolz zu sagen, dass es mir deutlich besser geht und es jeden Tag besser wird«, ohne ein Comeback in Aussicht zu stellen. Einen Monat später nachdem er wegen seiner Depression sieben Monate keinen Basketball mehr spielte, unterschrieb der 33-jährige Rubio bei seinem Herzensverein, dem FC Barcelona. Im August 2023 kurz vor der Weltmeisterschaft, die am Ende sensationell Deutschland gewann, hatte das einstige Supertalent auf der Plattform X verkündet, aufgrund psychischer Probleme eine Pause einzulegen, um an seiner mentalen Gesundheit zu arbeiten. Der neue Vertrag mit Barcelona räumte ihm die Entscheidung ein, wann er sich für eine Rückkehr bereit fühlt. Seine Bereitschaft bekundete er nun früher als das gemeinhin erwartet wurde und so stellte sich vor dem Euroleague Topspiel des 27. Spieltages am 1. März zwischen dem Zweiten FC Barcelona und dem Vierten AS Monaco die Frage: Spielt er oder spielt er nicht? Er spielte elf Minuten, erzielte fünf Punkte, aber das war Nebensache: Er wurde begeistert gefeiert und die Niederlage gegen Monaco mit 67-77 zur Nebensache.

Rubios Trainer ist ein ehemaliger Mitspieler

Barcelonas Trainer Roger Grimau war 2010 Kapitän der Mannschaft, die mit Rubio den Titel in der Euroleague gewann. Rubio gewann als Jungspund mit Barça in zwei Saisons von 2009 bis 2011 sage und schreibe acht Titel, darunter den bis dato letzten Triumph in der Euroleague 2010. Dass Grimau sich lange Zeit ließ mit der Entscheidung, Rubio auflaufen zu lassen, lag nicht an dessen Fitnesszustand und leichter Kniebeschwerden, sondern an der Überlegung, ob die emotionale Rückkehr von Rubio im mit 7000 Zuschauer*innen ausverkauften Palau Blaugrana (blaugranatroter Palast) nicht auch die Mannschaft emotional überfordern könnte. Ob es so war, oder nicht, lässt sich nicht abschließend beurteilen: Auf alle Fälle mündeten die Anspiele von Rubio meist in teils eklatante Fehlwürfe trotz guter Wurfpositionen. Am Ende der 40 Minuten standen sage und schreibe 20 Fehlwürfe bei Zwei-Punkte-Versuchen, selbst einfache Korbleger wollten nicht glücken und bei den Drei-Punkte-Versuchen zählten die Statistiker nur vier Treffer bei 27 Würfen. Damit lässt sich auf diesem Niveau kein Spiel gewinnen, zumal Monaco als die formstärkste Mannschaft der Euroleague anreiste – mit fünf aufeinanderfolgenden Siegen. Diese Formstärke stellten sie nach einem schwachen ersten Viertel, das mit 21:12 an Barca ging, in den folgenden drei Vierteln unter Beweis, die sie allesamt gewannen.

Nach 27 von 34 Spieltagen liegt Monaco nur noch einen Sieg hinter dem Zweiten Barcelona, vorne thront mit vier Siegen Vorsprung Real Madrid, Alba Berlin ist trotz eines Heimsieges gegen Barcelona abgeschlagen Letzter, Bayern München hat als Zwölfter noch Restchancen auf das Erreichen des Viertelfinales, indem die vier Vertreter des Finalturniers Final Four ausgespielt werden. Schon weit davor wird der Rekord des Topscorers in der Euroleague fallen. Dem US-amerikanischen Aufbauspieler Mike James fehlen nach seinen 17 Punkten in Barcelona nur noch zwölf zum Allzeitrekord des 2021 zurückgetretenen griechischen Topstars Vassilis Spanoulis, der es in seiner langen Karriere auf 4455 Punkte in der Euroliga brachte. Der 33-jährige James ist in der laufenden Saison mit einem Punkteschnitt von rund 19 Punkten pro Spiel der treffsicherste Scütze des Wettbewerbs.

Zufrieden, wieder spielen zu können

Ricky Rubio hat nach seiner langen Pause noch viel Luft nach oben, als Führungsspieler wurde er aber von seinen Kollegen von der ersten Sekunde an anerkannt. Seine Erfolge sprechen schließlich für sich, auch wenn ihm in 13 Jahren eine NBA-Meisterschaft versagt blieb: Stattdessen wurde er mit der spanischen Nationalmannschaft zweifacher Europameister, Weltmeister und holte die Silbermedaille bei Olympia. »Er ist ein besonderer Spieler, ein Point Guard, der andere besser macht. Er hat lange Zeit nicht gespielt und musste sein Gefühl jeden Tag verbessern, aber ich sehe ihn im Moment sehr gut. Man kann sehen, dass er ein Genie in seinem Spiel ist, er macht Dinge, die für andere schwierig sind«, schwärmte Mitspieler Tomás Satoranský nach den Trainingseinheiten, der selbst als Aufbauspieler nun mit Rubio zusätzliche Konkurrenz erhalten hat. Rubio bekannte nach dem Spiel, dass es »ein sehr schwieriges Spiel war, mit vielen Gefühlen und Empfindungen.« Auch er kam zur Einschätzung, dass es nicht gelungen sei, diese im Spielverlauf immer zu kontrollieren. »Leider haben wir verloren und es gibt nichts zu feiern, aber ich bin zufrieden, wieder spielen zu können«, lautete sein Fazit. Schritt für Schritt soll es weitergehen, da ist sich sein Trainer Grimau mit Rubio einig. Bis zum Final Four in München vom 24. bis 26. Mai ist noch eine lange Zeit und noch ein weiter Weg für Rubio und Barcelona. Das Viertelfinale ist trotz der Niederlage gegen Monaco in Sichtweite.

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