Die Mochs: Eine neue deutsche Langlauf-Dynastie?

Jakob Moch überragt bei Olympischen Jugendspielen – sein Bruder Friedrich bei Tour de Ski und im Gesamtweltcup

  • Lars Becker
  • Lesedauer: 4 Min.
In der Weltspitze: Friedrich Moch (l.), wohin ihm demnächst womöglich sein Bruder Jakob folgen wird.
In der Weltspitze: Friedrich Moch (l.), wohin ihm demnächst womöglich sein Bruder Jakob folgen wird.

Es gibt noch immer Tage, in denen sich der neue deutsche Skilanglauf-Star Friedrich Moch beim gnadenlosen Kampf in der Weltspitze schwer tut. Am Samstag landete der 23-Jährige beim Weltcup in Lahti über die 20 km in der eher ungeliebten klassischen Technik nur auf Rang 16, während bei den Frauen die zweitplatzierte Deutsche Victoria Carl erneut bei der Siegerehrung strahlte. Die starke Saisonbilanz des Gesamtweltcup-Fünften Friedrich Moch kann das nicht schmälern, der in diesem Winter bei seinem stetigen Aufstieg mit Platz zwei bei der legendären Tour de Ski für den ersten deutschen Podestplatz seit 15 Jahren gesorgt hat.

Seine Autogramm-Karten, die in der Kinderarzt-Praxis seines Vaters Alexander Moch liegen, sind deshalb höchst begehrt. Überhaupt ist die Heimat der Mochs in Isny jetzt zum Zentrum der langsamen Rückkehr der deutschen Skilanglauf-Männer in die Weltelite geworden. Vor ein paar Wochen glänzte Friedrichs jüngerer Bruder Jakob (18) mit zweimal Gold und einmal Silber bei den Olympischen Jugendspielen in Südkorea. Nach Silber im Freistil-Sprint und Gold im klassischen 7,5-km-Rennen führte Moch, der II. die deutsche Mixed-Staffel als überragender Schlussläufer zum Triumph. Danach durfte er bei der Abschlussfeier der Olympischen Jugendspiele die deutsche Fahne tragen.

»Das war schon echt krass und voll cool. Die Erlebnisse kann mir keiner mehr wegnehmen«, sagte Jakob Moch. Genau wie sein großer Bruder Friedrich wirkte er nach den größten Triumphen seiner jungen Karriere ansonsten sehr geerdet. Und nannte als nächste Ziele auf dem Weg zu einer Profi-Karriere als Skilangläufer ganz brav Einsätze im Continental-Cup und bei der Junioren-WM – aber später natürlich auch im Weltcup, bei der WM und Olympia. Bis er dort gemeinsam mit seinem Bruder laufen wird, dürfte es nach Einschätzung von Skilanglauf-Bundestrainer Peter Schlickenrieder allerdings noch »drei, vier Jahre dauern: Wenn keine langen Krankheiten dazwischenkommen und wir genügend Kohle haben, um die Trainer bei der Stange zu halten.«

Jakobs großer Bruder Friedrich hat den Sprung bereits geschafft. In einem für Skilangläufer noch sehr jungen Alter stürmte er beim Etappenrennen Tour de Ski angefeuert von seiner ganzen Familie inklusive Bruder Jakob sensationell aufs Podest – satter Preisgeld-Scheck von 60 000 Schweizer Franken inklusive. Zur Einordnung: Seit den großen Erfolgen von Axel Teichmann, Tobias Angerer oder Rene Sommerfeldt rund um die Jahrtausendwende unter dem damaligen Chefcoach Jochen Behle rannten die deutschen Männer der Weltspitze weit hinterher. In den vergangenen Jahren schafften es nur die deutschen Frauen wieder Schritt für Schritt nach vorn – angeführt von den Teamsprint-Olympiasiegerinnen Katharina Hennig und Victoria Carl. Aber jetzt kommen die Mochs.

Unaufhaltsam: Jakob Moch bei den Olympischen Jugendspielen in Gangwon.
Unaufhaltsam: Jakob Moch bei den Olympischen Jugendspielen in Gangwon.

Peter Schlickenrieder sieht zumindest Moch, den Großen, als »kommenden Weltmeister und Olympiasieger«. Eine WM-Medaille hat Friedrich Moch schon gewonnen, als er die deutsche Männer-Staffel 2023 in Planica als Schlussläufer sensationell zu Bronze führte. Aber warum ist der junge Mann, der nach einer Karriere als Fußballer sehr spät zum Langlauf kam, eigentlich so erfolgreich? Schlickenrieder beschreibt ihn als »intelligentes Bürschchen, sehr reflektiert und konsequent im Training.« Ein harmoniebedürftiger Mensch von der »ruhigen Fraktion«, der allerdings »das Feiern noch lernen muss.«

Außerdem schlummert in der gesamten Familie Moch offenbar ein Ausnahmetalent für den mental und körperlich so schwierigen Ausdauersport Skilanglauf. »Das Talent und den Willen zum Sieg hat er vom Uropa«, hat Papa Alexander nach Friedrichs Wahnsinnsleistung bei der Tour de Ski gesagt, »der hat am Oberjoch irgendwann mal eine Medaille gewonnen.« Jetzt sind die Mochs mit Friedrich und Jakob drauf und dran, eine neue deutsche Skilanglauf-Dynastie zu begründen. So wie einst vor fünf Jahrzehnten die vier Zipfel-Brüder aus dem Schwarzwald, die über 40 deutsche Meistertitel gewannen.

Auch Alexander Moch hat vier Kinder. Weitere Langlauf-Überraschungen mit seinem Familiennamen sind allerdings nicht zu erwarten. Die anderen zwei haben andere Pläne, wie Friedrich Moch verrät: »Ich habe noch eine ältere Schwester und einen jüngeren Bruder, der aber älter als Jakob ist. Beide machen kein Langlauf und studieren.«

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