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Berliner Paare starten perfekt vorbereitet in die Eiskunstlauf-WM

Minerva-Fabienne Hase/Nikita Wolodin und Annika Hocke/Robert Kunkel wollen deutsche WM-Erfolgsstory fortschreiben

  • Manfred Hönel
  • Lesedauer: 4 Min.
Minerva-Fabienne Hase (o.) und Nikita Wolodin gewannen in diesem Winter zwei Grand Prix.
Minerva-Fabienne Hase (o.) und Nikita Wolodin gewannen in diesem Winter zwei Grand Prix.

Die Schar der Abgesandten der Deutschen Eislauf-Union ist überschaubar. Im »Centre Bell« von Montreal drehen und wenden sich ab diesem Mittwoch acht Eiskunstläufer bei den Weltmeisterschaften. Deutschland wird durch Kristina Isaev bei den Damen, Nikita Starostin bei den Herren, die Eistänzer Jennifer van Rensburg und Benjamin Steffan sowie den beiden Berliner Paaren Minerva-Fabienne Hase/Nikita Wolodin und Annika Hocke/Robert Kunkel vertreten. Während bei Damen, Herren und Eistänzern kaum Medaillen zu erwarten sind, sieht es bei den Paaren nach sechs Jahren der Stagnation wieder hoffnungsvoll aus.

Vor allem die 24-jährige Berlinerin Hase und ihr in St. Peterburg gebürtiger Partner Nikita Wolodin ließen durch ihren Grand-Prix-Sieg im vergangenen Dezember aufhorchen. Dabei fand das Paar erst vor gut einem Jahr auf Anraten des russischen Trainers Dmitri Sawin zueinander. Das Training im Wellblechpalast von Berlin-Hohenschönhausen übernahmen allerdings die deutschen Trainer Rico Rex und Knut Schubert – selbstredend nach Sawins Plänen. Was sich offenbar bewährte, wie die Erfolge des Paares erst in Osaka und dann beim Grand-Prix-Finale in Peking im November und Dezember bewiesen. Mit gleich zwei Kürleistungen von jeweils mehr als 130 Punkten haben sich die Berliner in der Weltklasse festgesetzt.

Danach feilten Hase und Wolodin im »Welli« bis Anfang März an letzten Feinheiten. Die Hebungen mit Wechselpositionen, der dreifache Wurfrittberger oder der Twist klappten beim Training einwandfrei. »Wir sind athletisch und auch, was die Kür und das Kurzprogramm betreffen, gut drauf. Mit Herrn Schubert haben wir ganz schön gepaukt. Meist sind wir Kür oder Kurzprogramm zweimal am Tag gelaufen. Dazu kommt dann noch das Athletiktraining und der Tanzunterricht«, berichtete Hase im nd-Gespräch vor Ort.

Vor gut zwei Wochen verabschiedeten sich die Psychologie-Studentin und ihr russischer Partner dann von Schubert und reisten für die direkte WM-Vorbereitung nach Oberstdorf, wo ihr Haupttrainer Sawin übernahm. Der war extra aus Sotschi gekommen und bereitete in Bayern neben Hase/Wolodin noch ein polnisches, ein ungarisches sowie ein niederländischen Paar auf die WM vor. Die Berliner können gut mit dem Arrangement leben: »Was wir bei Herrn Schubert gelernt haben, nimmt uns ja keiner weg«, meinte Hase. In Oberstdorf wurde dann noch einmal jeder Sprung und jeder Schritt unter die Lupe genommen. »Wir wollen uns bei der WM keine Vorwürfe machen lassen, dass wir nicht alles versucht hätten«, sagte die Olympiateilnehmerin von 2022 – damals noch mit Nolan Seegert.

Als Fernziel peilt das neue Paar die Winterspiele 2026 an. »Deshalb fahren wir nach der WM von Montreal gleich nach Toronto zu unserem Choreografen, um die Kür für nächstes Jahr vorzubereiten«, sagte Wolodin. Das Paar will in zwei Jahren in Mailand erneut für Deutschland starten. Das hat nur einen Haken: Für eine Startberechtigung bei Olympia benötigt Wolodin wie einst Bruno Massot an der Seite von Aljona Sawtschenko vor ihrer legendären olympischen Goldkür 2018 noch die deutsche Staatsbürgerschaft, und dafür muss er einigermaßen die deutsche Sprache beherrschen. »Deshalb besuche ich ab April Intensivkurse, um nach Englisch nun auch Deutsch zu lernen«, verriet er.

Die Konkurrenz kommt mit Annika Hocke und Robert Kunkel auch aus dem eigenen Haus. Diese beiden Berliner trainierten wiederum zuletzt in Bergamo bei dem Italo-Tschechen Ondřej Hotárek. Von ihrem Trainer und den Bedingungen in Norditalien waren sie begeistert, auch wenn sie bei der EM als Siebte wie auch Hase/Woldin (5.) weit hinter den italienischen Europameistern Lucrezia Beccari und Matteo Guarise hinter den Erwartungen zurückgeblieben sind. Die folgenden zwei Monate ohne Wettbewerb wurden aber genutzt, versichert Hocke: »Wir hatten eine sehr gute Vorbereitung. Und durch die Shows zwischendurch haben wir auch das Gefühl beibehalten, vor Publikum zu laufen.«

Das wird nötig sein, denn die Kanadier sind eislaufbegeistert und die Konkurrenz ist groß. Als Gold-Favoriten dürfte das Heimpaar Deanna Stellato-Dudek und Maxime Deschamps gelten. Die beiden Berliner Paare werden dennoch hoffen, eine Paarlauf-Tradition fortzusetzen. Immerhin stand schon 18-mal ein deutsches Duo ganz oben auf dem WM-Siegerpodest.

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