Wer braucht die Propheten?

Karlen Vesper über religiöse Symbole am Humboldt-Forum

Wenn man Berliner und Berlinerinnen fragt, was ihnen die Namen Jonas, Daniel oder Zacharias sagen, würde man in verdutzte Gesichter blicken. Oder, so man es mit Eltern zu tun hat, erfahren: »Der beste Kita-Freund unserer Sarah.« Respektive von Rahel, Rebekka, Lea. Die Männer und Frauen des Alten Testaments sagen der Mehrheit der Deutschen nix, sind nur noch Namensgeber für Nachwuchs. Zugegeben, eine empirische Behauptung. Empirie ist aber mehr als Glauben. Unglaublich, dass Behörden in einer säkularen Demokratie glauben, Bürgerwillen ignorieren zu dürfen.

Trotz Protesten wurde das Humboldt-Forum, das Aufklärung verheißt, mit Kreuz und Bibelspruch bekrönt. Und nun kommen die Propheten hinzu. Die zwar (anders als das Kreuz) alle drei Weltreligionen, Judentum, Christentum, Islam kennen. Versöhnung? Nee, die Hohenzollern wollten mit den biblischen Gestalten nach der 1848er Revolution ihre gottgewollte Herrschaft bekräftigen, der sich die Untertanen gefälligst zu fügen hätten, statt zu rebellieren.

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