Kleines Segelboot aus dem Wendland rettet 31 Flüchtlinge

Drei Menschen vermutlich im Mittelmeer ertrunken

  • Reimar Paul
  • Lesedauer: 2 Min.
Situation nach dem Sinken des Metallbootes mit offenbar 45 Insassen.
Situation nach dem Sinken des Metallbootes mit offenbar 45 Insassen.

Seit Ende August verstärkt ein von Aktivisten aus dem Wendland auf die Reise geschicktes Segelboot die Nothilfe für Geflüchtete im Mittelmeer. Jetzt hat die Crew erstmals selbst eine größere Anzahl von Flüchtlingen an Bord der nur 13,5 Meter langen »Trotamar« genommen. Vor den Augen der Besatzung ereignete sich zwischen der italienischen Insel Lampedusa und Tunesien am späten Donnerstagabend ein Bootsunglück, bei dem vermutlich drei Menschen starben. Das berichtete das wendländische Compass Collective am Karfreitag in einer Pressemitteilung. Die Zahl der Toten wil die Crew aus Gesprächen mit den Geretteten erfahren haben.

Der Darstellung zufolge war das Segelboot nach einem Notruf am Nachmittag zur Unglücksstelle gefahren. Dort fanden die Helfer ein überladenes und manövrierunfähiges Metallboot mit 45 Menschen an Bord vor. Umgehend sei mit der Ausgabe von Rettungswesten an alle Menschen begonnen worden, da das Boot zu sinken drohte.

Die Crew der »Trotamar« rettete nach eigenen Angaben 31 Menschen aus dem Wasser und nahm eine Erstversorgung vor. Die verständigte italienische Küstenwache habe weitere elf Personen aus dem Wasser bergen können, vermutet die Crew der »Trotamar«.

Das deutsch beflaggte Segelboot kreuzt seit August mit sechs Leuten Besatzung zwischen Lampedusa und der tunesischen Küste und hält nach in Seenot geratenen Flüchtlingsbooten Ausschau. Um selbst Geflüchtete an Bord zu nehmen, ist die »Trotamar« eigentlich zu klein. Die Crew will Betroffenen aber nach Möglichkeit Erste Hilfe leisten und deren Boote stabilisieren. Gleichzeitig soll die italienische Küstenwache über drohende oder bereits eingetretene Unglücksfälle auf See informiert werden.

Seit Anfang 2024 seien auf dem Mittelmeer schon mehr als 200 Menschen auf der Flucht ertrunken, sagt Katja Tempel, die für die »Trotamar« das Backoffice im Wendland betreibt. Seit dem Jahr 2014 seien es fast 30 000 Menschen, die Dunkelziffer sei vermutlich viel höher.

Das Wendland in Niedersachsen ist vor allem durch den Anti-Atom-Widerstand bekannt geworden. Es gibt dort aber auch schon länger mehrere Initiativen, die sich für Geflüchtete einsetzen. So wies ein Freundeskreis Mittelmeer mit Traueranzeigen und einer Trauerfeier auf dem Dannenberger Marktplatz auf tote Geflüchtete hin, die auf dem Weg nach Europa gestorben waren.

Massenhafter und breit getragener Protest habe schließlich ein Atommüllendlager in Gorleben verhindern können, erklärt das Compass Collective. Dieser Erfolg bringe den Rückenwind, um solidarisch gegen Abschottung und das Sterben auf dem Mittelmeer anzusegeln.

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