Lohnzuwachs für Airportkontrolleure

Schlichter legt Vorschlag für Sicherheitspersonal an deutschen Flughäfen vor

  • Christian Ebner
  • Lesedauer: 2 Min.
Für die rund 25 000 Luftsicherheitskräfte an den deutschen Flughäfen gibt es eine Tariflösung.
Für die rund 25 000 Luftsicherheitskräfte an den deutschen Flughäfen gibt es eine Tariflösung.

Die rund 25 000 Frauen und Männer, die an deutschen Flughäfen Passagiere, Fracht und Personal kontrollieren, können mit deutlichen Lohnzuwächsen rechnen. Seit Montag liegt für sie eine Schlichtungsempfehlung vor, die von Arbeitgebern und Gewerkschaften mitgetragen wird. Sie steht noch unter dem Vorbehalt einer Zustimmung der jeweiligen Gremien, für die nach Angaben der Gewerkschaft Verdi bis Dienstagmittag eine entsprechende Erklärungsfrist läuft. Die Annahme gilt als wahrscheinlich.

In der Nacht zum Montag hatte der frühere Bremer Finanz-Staatsrat Hans-Henning Lühr (SPD) nach dreitägigen Verhandlungen die unterschiedlichen Positionen entweder ausgeklammert oder unter einen Hut gebracht. Die von sämtlichen Tarifparteien besetzte Schlichtungskommission hat dem Vorschlag einstimmig zugestimmt. Neben Verdi hatte auf Gewerkschaftsseite der »dbb Beamtenbund und Tarifunion« daran teilgenommen.

Der Schlichterspruch sieht Gehaltserhöhungen in drei Stufen zwischen 13,1 und 15,1 Prozent in einem Zeitraum von 15 Monaten vor, wie der Arbeitgeberverband BDLS berichtete. Der Tarifvertrag soll bis Ende März 2025 laufen. Die Arbeitskräfte sind bei privaten Dienstleistern angestellt, die an den Airports außerhalb Bayerns die Passagiere, Fracht und Personal kontrollieren.

Die Stundenlöhne steigen demnach je nach Berufsgruppe um 1,85 bis 2,90 Euro. Verdi hatte für einen Zeitraum von zwölf Monaten eine Steigerung um 2,80 Euro verlangt. Ab dem 1. Januar 2025 bekommen die Beschäftigten an den Passagierkontrollen einen Stunden-Grundlohn von 23,30 Euro, an den allgemeinen Zugangskontrollen zum Flughafengelände 22,39 Euro.

Überraschend wurde das besonders strittige Thema der Mehrarbeitszuschläge ausgeklammert. Schlichter Lühr sah sich Teilnehmern zufolge nicht in der Lage, die weit auseinanderklaffenden Vorstellungen zu vereinen. Nun soll zum Jahresende neu verhandelt werden.

Lühr wies laut Verdi auf ein Verfahren beim Bundesarbeitsgericht hin, in dem voraussichtlich im September eine entscheidende Frage höchstrichterlich geklärt werden soll. Es geht in dem Prozess um die Auslösegrenze für Mehrarbeitszuschläge, die in dem aktuellen Fall bei der Lufthansa Cityline für Teilzeitkräfte nicht anteilig abgesenkt ist. Der Europäische Gerichtshof sieht darin eine diskriminierende Schlechterstellung der Teilzeitbeschäftigten, wenn diese auch erst ab der für Vollzeitkräfte geltenden Grenze Zuschläge erhalten.

Verdi hatte bereits vor Ostern für das Lufthansa-Bodenpersonal den Schlichterspruch des Thüringer Ministerpräsidenten Bodo Ramelow und des früheren Arbeitsagenturchefs Frank-Jürgen Weise angenommen. Noch offen sind bei der Lufthansa die Verhandlungen mit der Gewerkschaft Ufo für das Kabinenpersonal, das ebenfalls bereits gestreikt hat. Die Gespräche waren am vergangenen Freitag nach konstruktivem Verlauf auf diese Woche vertagt worden. dpa/nd

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