Fleischindustrie: kapitalistische Hölle

Die Zukunftskommission Landwirtschaft empfiehlt eine Erhöhung der Umsatzsteuer auf Fleischprodukte.

  • Raul Zelik
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Fleischproduktion ist die Verkörperung der kapitalistischen Hölle. Schreckliche Arbeitsbedingungen in den Schlachthöfen, gigantische Naturzerstörung im globalen Süden, industrielle Misshandlung der Tiere. Und: Vor allem ärmere Menschen werden krank, weil sie zu viel, minderwertiges und schlecht verarbeitetes Fleisch essen. Insofern wäre es eigentlich eine gute Nachricht, wenn die Fleischindustrie zurückgedrängt würde.

Eigentlich! Denn der Vorschlag der »Zukunftskommission Landwirtschaft«, die Umsatzsteuer auf Fleisch anzuheben, lenkt den Blick wieder einmal weg von den Produktions- und Profitzusammenhängen und hin zu den einzelnen Konsumenten (Männer essen übrigens doppelt so viel Fleisch wie Frauen). Wieder einmal soll das Individuum beim Einkaufen die Welt retten, wieder einmal können sich Wohlhabende von jeder Verantwortung freikaufen. Die Zukunftskommission empfiehlt zwar auch, Geringverdiener*innen zu entlasten, indem die Umsatzsteuer für Gemüse auf null gesetzt wird. Doch am Ende wird es laufen wie immer: Einkommensschwache werden noch schlechteres Discounter-Fleisch kaufen, noch mehr bäuerliche Familienbetriebe werden aufgeben müssen. Während Aldi, Lidl und Tönnies Milliarden einstreichen. Wer die Gesellschaft in erster Linie über Preise ökologischer gestalten will, kann nur scheitern. Discounter, internationale Soja-Konzerne und das Subventionsregime der EU, die die große Landwirtschaft fördert und den Druck auf kleine Höfe immer weiter erhöht, sind das eigentliche Problem. Es wäre schön, wenn die Agrar- und Ernährungsdebatte auch darüber geführt werden könnte.

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