Nikol Paschinjan: Visionär für den Frieden im Südkaukasus

Armeniens Premierminister Nikol Paschinja braucht mehr Unterstützung, findet Bernhard Clasen

  • Bernhard Clasen
  • Lesedauer: 2 Min.
Gegen die Kritik der eigenen Bevölkerung arbeitet Armeniens Premierminister Nikol Paschinjan (r.) an einem Frieden mit Aserbaidschans Machthaber Ilham Alijew.
Gegen die Kritik der eigenen Bevölkerung arbeitet Armeniens Premierminister Nikol Paschinjan (r.) an einem Frieden mit Aserbaidschans Machthaber Ilham Alijew.

Eigentlich müssten Präsidenten weltweit neidisch auf Armeniens Premier Nikol Paschinjan sein. Es kommt nicht oft vor, dass Politiker gewagte Schritte unternehmen, die von so unterschiedlichen Ländern und Bündnissen wie dem Iran, den USA, Deutschland, der Nato, Russland und sogar vom Erzfeind Aserbaidschan begrüßt werden. Paschinjan will Frieden mit seinem Nachbarland Aserbaidschan. Beide Länder haben 30 000 Tote aus Kriegen der letzten 30 Jahre zu beklagen. Und deswegen führen sie einen Verhandlungsmarathon, an dessen Ende ein Friedensvertrag stehen soll.

Es ist eine Sensation, dass nun eine offizielle aserbaidschanisch-armenische Kommission eingerichtet wurde, um den Grenzverlauf zu regeln. Bei seinen Verhandlungen geht Paschinjan in Vorleistung, um des Friedens willen. Vier Dörfer, die seit 30 Jahren von Armenier*innen bewohnt werden, wurden diese Tage an Aserbaidschan zurückgegeben, ohne dass Aserbaidschan es gleichgetan hat. Paschinjan hat Visionen. Eines Tages, so sagte er bei einem jüngsten Besuch in einem Grenzdorf, würden die Dorfbewohner sagen: »Wow, gut, dass es nur 50 Meter nach Aserbaidschan sind, dann können wir mit denen handeln.«

Trotz aller internationaler Unterstützung: Zu Hause hagelt es Kritik an seiner Bereitschaft, auf Aserbaidschan zuzugehen. Und so gilt es, Paschinjan gerade jetzt zu unterstützen, mit Projektgeldern, Besuchen hochrangiger Politiker und dem Vorschlag, ihm den diesjährigen Friedensnobelpreis zu verleihen. Ein Rücktritt oder Sturz von Paschinjan würde die gesamte Region in eine blutige Krise stürzen.

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