Geheimdienst zählt 14 untergetauchte »Linksextremisten«

Bundesinnenministerium antwortet auf AfD-Anfrage

Demonstration anlässlich der Verurteilung von vier Aktivisten im Komplex »Antifa Ost«. Diesem Netzwerk sollen auch die meisten linken »Untergetauchten« angehören.
Demonstration anlässlich der Verurteilung von vier Aktivisten im Komplex »Antifa Ost«. Diesem Netzwerk sollen auch die meisten linken »Untergetauchten« angehören.

Das Bundesamt für Verfassungsschutz bewertet derzeit 14 linke Aktivisten aus dem Bereich des »gewaltorientierten Linksextremismus« als untergetaucht. Das geht aus der Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine Kleine Anfrage der AfD hervor. Fünf von ihnen seien weiblich und neun männlich, heißt es weiter, die meisten gehörten der »Antifa-Ost« an. Gemeint ist das Netzwerk um die vor einem Jahr in Dresden verurteilten vier Aktivisten, von denen Lina E. als Rädelsführerin gilt. Zehn der Gesuchten werden Taten aus dem Jahr 2023 beim »Tag der Ehre« in Budapest vorgeworfen.

Die Zahlen des Verfassungsschutzes weichen von Angaben des Bundeskriminalamtes (BKA) ab. Laut dessen letzter Statistik vom Herbst 2023 fahnden deutsche Polizeien derzeit nach 94 Personen aus dem Phänomenbereich »Politisch motivierte Kriminalität« (PMK) mit dem Atrribut »links«. Das BKA nennt diese jedoch nicht »untergetaucht«. Zudem seien nur 30 Prozent der Taten, wegen derer nach den Personen gefahndet wird, politisch motiviert gewesen. Zu einigen der Betroffenen sind dem BKA auch Aufenthaltsorte im Ausland bekannt.

nd.Kompakt – unser täglicher Newsletter

Unser täglicher Newsletter nd.Kompakt bringt Ordnung in den Nachrichtenwahnsinn. Sie erhalten jeden Tag einen Überblick zu den spannendsten Geschichten aus der Redaktion. Hier das kostenlose Abo holen.

»Linksextremistische Untergrundzellen«, nach denen sich die AfD in der Anfrage erkundigt hatte, existieren nach Angaben der Bundesregierung nicht. Die Fragesteller hatten behauptet, eine interne »Gefährdungsanalyse« des Verfassungsschutzes habe hierzu »erhärtete Anhaltspunkte« festgestellt.

Auch verfügten die Behörden über keine konkreten Erkenntnisse, dass die im Zusammenhang mit dem »Tag der Ehre« Gesuchten »als Gruppe aus dem Untergrund heraus« weitere Gewalttaten begangen hätten. »Der fortgesetzte Verbleib dieser Personen in der Illegalität« berge jedoch ein »erhebliches Radikalisierungspotential«, heißt es weiter. Dass viele von ihnen angeboten haben, sich zu stellen, wenn sie dafür ein faires Verfahren in Deutschland erhalten, erwähnt das Innenministerium nicht.

In der Anfrage verlangt die AfD auch Angaben zum Outing von Polizisten, Justizangestellten oder Parteimitgliedern (das sogenannte »Doxing«). Seit Einführung des entsprechenden Paragrafen 126a des Strafgesetzbuchs im Jahr 2021 haben die Behörden 90 Doxing-Fälle im Phänomenbereich »PMK-links« erfasst. Laut der Statistik haben sich diese im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr in etwa verdoppelt.

Die Zahlen zu politisch motivierten Angriffen auf Andersdenkende haben sich der Antwort zufolge im vergangenen Jahr abermals verringert. Weiterhin gibt es aber mit 249 gezählten Taten rund dreimal mehr Angriffe von Linken auf tatsächliche oder vermeintliche Rechte als umgekehrt. Im Phänomenbereich »PMK-links« stuft das Bundesinnenministerium neun Personen als »Gefährder« ein, im Bereich »rechts« waren es im vergangenen Jahr neunmal so viele.

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal