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- Gewalt in Arztpraxen
Unnötige Eskalation
Ulrike Henning über ärztlichen Sommerloch-Populismus
Auch gegen Beschäftigte in Arztpraxen gibt es Übergriffe – von Patienten. Es trifft in der Regel die Medizinischen Fachangestellten. Die haben ohnehin genug Stress und müssen auch mit verbalen Ausfällen schlecht gelaunter Menschen umgehen. In wenigen Fällen lassen sich Praxen zu Sicherheitsfragen beraten. Kassenärzte-Chef Andreas Gassen fordert nun strafrechtliche Verschärfungen. Außer anekdotischer Evidenz für das Problem hat er aber wenig zu bieten. Vielmehr muss er noch einen Schlenker à la Silvesterrandale einfügen, um im nächsten Satz gleich wieder abzuwiegeln. Und für die »Übeltäter« dann noch den Begriff »Vollidiot« unterzubringen.
Patriarchale Denkmuster scheinen in Teilen der Ärzteschaft gängig. Jedoch: Für den Zugang zum Gesundheitssystem, zur Beratung um die Behandlung herum, wurden einst Gesundheitskioske erdacht. Deren Zukunft ist ungewiss, auch weil Ärzte sie bekämpften wie der Teufel das Weihwasser. Die offenbar bevorzugte Option der Patientenbeschimpfung und -bestrafung lässt nichts Gutes ahnen.
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