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Arbeitsgesellschaft Deutschland: Nur Maloche ist nicht alles
Integration ist mehr als ein Arbeitsplatz
Beim Gedanken an Arbeit zieht sich bei manchen Menschen so ziemlich alles zusammen. Dann gibt es die Workaholics: 60 Arbeitsstunden die Woche, und wenn Langeweile oder Leerlauf aufkommt, noch mal ab ins Büro. So oder so, Arbeit bestimmt unsere Gesellschaft: Wir sind eine Arbeitsgesellschaft.
Insofern macht es schon Sinn, die Zahlen von Geflüchteten, die einer Arbeit nachgehen, als einen Maßstab für Integration heranzuziehen. Es ist auch richtig, dass Berlins Bürgermeister und die Arbeitsagentur von Erfolg sprechen, wenn der Anteil der Geflüchteten und Asylbewerber*innen, die in Lohn und Brot sind, wächst. Allerdings: Arbeit allein kann nur ein Indiz für gelungene Integration sein.
Es gibt genug Jobs, die vorwiegend von Migrant*innen ausgeübt werden, die Wissenschaft spricht von einem ethnisch-unterschichteten Arbeitsmarkt, in dem sich Kolleg*innen stärker entlang von Herkunft segregiert vorfinden, als in den Warteschlangen der Jobcenter. Arbeit ist also nicht zwangsläufig integrativ.
Und dann sind da ja auch noch die Kolleg*innen, deren Verhalten einen entscheidenden Teil dazu beiträgt, ob Menschen – ob geflüchtet oder biodeutsch – sich integrieren wollen. Oft gilt aber tatsächlich: Je heterogener die Belegschaft, desto weniger Ausgrenzung gibt es.
Die Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt ist für viele Unternehmen eine Notwendigkeit. Wenn Arbeitgeber vor der AfD warnen, dann liegt das an der Angst, dass die eigenen Felle davonschwimmen. Das hat aber nichts mit gesellschaftlicher Integration zu tun. Denn diese ist in erster Linie nicht ökonomisch motiviert, sondern ein Akt der Solidarität, der Humanität.
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