Jede Stimme zählt

Ulrike Henning findet Menschenverachtung nicht lustig

1930 spielten diese geistig behinderten Kinder in Schwäbisch Hall mit Diakonieschwestern. Ob sie den Euthanasiemorden der Nazis entkamen, ist ungewiss.
1930 spielten diese geistig behinderten Kinder in Schwäbisch Hall mit Diakonieschwestern. Ob sie den Euthanasiemorden der Nazis entkamen, ist ungewiss.

Die beiden Vorfälle habe scheinbar nichts miteinander zu tun: Zum einen die hämischen Kommentare des Comedians Luke Mockridge über Para-Athleten, zum anderen die Verharmlosung der Eugenik durch den sächsischen Ärztevertreter Klaus Heckemann. Sie treffen sich jedoch in ihrer Menschenverachtung und in der Anmaßung, einzelne Akteure könnten entscheiden, welche Eigenschaften oder Fähigkeiten Menschen lebens- und liebenswert machen und welche nicht. Bei dem einen wird der Witz vorgeschoben. Dabei ging es garantiert auch darum, mit einem kalkulierten Skandal die eigene neue Show zu promoten – so prompt, wie die Entschuldigung von Mockridge daherkam. Wie armselig! Der Schachzug funktionierte nicht, weil Sat.1 rechtzeitig auf die Bremsen ging und die Show schon vor der ersten Folge absetzte.

Und auch in Sachsen haben nicht nur Politik und Zivilgesellschaft dem Ärztechef Einhalt geboten: Letztendlich wurde Heckemann in seiner engsten Peergroup, in der eigenen Ärztevereinigung, gestoppt, die ihm immerhin 20 Jahre vertraut hatte. Beide Vorgänge sind eigentlich ermutigend, denn sie zeigen, dass auch das Erstarken von menschenfeindlichen Denkmustern aufzuhalten ist, wenn sie nicht schweigend hingenommen werden.

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