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49-Euro-Ticket: Schmerzgrenze erreicht
Eine Preiserhöhung des Deutschlandtickets könnte das Ende des Nahverkehrsabos bedeuten
Wenn die Verkehrsminister von Bund und Ländern am Montag an der Preisschraube für das Deutschlandticket drehen, steht der Erfolg des Projekts auf dem Spiel. Das Nahverkehrs-Abonnement ist eine der wenigen verkehrspolitischen Maßnahmen der Ampel-Koalition, die dazu beitragen, den klimaschädlichen Schadstoffausstoß im Verkehr zu senken. Das Deutschlandticket schafft nämlich einen Anreiz, dass Leute ihre Autos stehen lassen und auf die umweltfreundlichere Bahn umsteigen, wie eine Befragung des Frauenhofer-Instituts vom Juni ergeben hat.
Die gleiche Untersuchung hat auch ein Stimmungsbild eingeholt, wonach ein Preisanstieg des Abos von den Kunden nicht mehr akzeptiert wird. 49 Euro halten viele gerade noch für akzeptabel. Mit dem Deutschlandticket könnte das Gleiche geschehen, wie mit dem Schönen-Wochenendticket, das über die Preispolitik abgewürgt wurde. Bislang bezuschussen der Bund und die Länder das Nahverkehrsabo mit jeweils 1,5 Milliarden Euro jährlich. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hat aber erklärt, dass der Bund diesen Betrag nicht mehr beisteuern möchte.
Gewonnen wäre mit einer Preiserhöhung, die auf wenig Akzeptanz stößt, nicht viel: Viele würden wieder häufiger aufs Auto zurückgreifen, eine Einhaltung der Klimaschutzziele wird damit noch schwieriger. Einkommensschwache, die sich kein Auto leisten können, wären von einer Preiserhöhung besonders betroffen. Sie würden auf viele Fahrten verzichten und wären wieder abgehängt. Eine nachhaltige und verlässliche Verkehrspolitik sieht gewiss anders aus.
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