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In Halle hielt die Tür

Viele Bundesländer stellen Jüdischen Gemeinden mehr Geld für Schutz zur Verfügung

Gedenken an der Synagoge im vergangenen Jahr.
Gedenken an der Synagoge im vergangenen Jahr.

Viel ist in den letzten Jahren über die Tür in der Mauer der Synagoge von Halle geschrieben worden. In Zeitungsartikeln wurde sie als »heilige Tür« bezeichnet. Fest steht, sie hat verhindert, dass der Attentäter vom 9. Oktober 2019 in die Synagoge eindringen und dort ein Massaker anrichten konnte. Das war sein erklärtes Ziel. Die Tür steht heute im Innenhof der Synagoge als Mahnmal. Eine junge Künstlerin aus Halle hat sie gestaltet. 52 silberne Blätter hinter der Tür stehen symbolisch für die Überlebenden des Anschlags in der Synagoge. Zwei Blätter vor der Tür erinnern an die Ermordeten, zwei weitere an die beiden Verletzten.

Die Tischlerei aus Dessau, von der die Tür stammte, fertigte auch eine neue Tür. Äußerlich sieht sie aus wie die Alte. Im Inneren hat sie aber jetzt eine Platte aus Stahlblech. Eine Vorgabe der Polizei. Nach dem Anschlag von Halle hatten Bund und Länder angekündigt, mehr für den Schutz von Synagogen und anderen Einrichtungen zu tun. Mehr tun, das bedeutet, auch mehr Geld bereitzustellen. Für Türen, Kameras, andere Sicherheitstechnik und Schutzpersonal. Der Mediendienst Integration hat nun zum zweiten Mal recherchiert, was sich in Sachen Schutz getan hat.

Das Fazit fällt optimistisch aus. »Die Zusagen waren keine kurzfristige Angelegenheit. Die meisten Bundesländer, die Angaben machten, haben auch in den Folgejahren Gelder für Schutzmaßnahmen an jüdische Einrichtungen gezahlt und haben das auch in den nächsten Jahren vor«, heißt es in einer Mitteilung des Mediendienstes. Viele Bundesländer hätten auch nach dem Hamas-Massaker 2023 und der Zunahme antisemitischer Straftaten noch einmal reagiert und die Gelder aufgestockt. Ein Knackpunkt bleibt allerdings, dass in einigen Bundesländern private Sicherheitsdienste nicht vom Staat finanziert werden. Gerade für kleine Gemeinden ist dies eine enorme finazielle Belastung.

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Prof. Dr. Gideon Botsch, Leiter der Emil Julius Gumbel Forschungsstelle Antisemitismus und Rechtsextremismus am Moses Mendelssohn Zentrum Potsdam, zeichnet ein differenziertes Bild. Der Anschlag von Halle habe ein »breites Versagen in der Prävention von Antisemitismus« deutlich gemacht. Heute sei die Sicherheitslage in den Jüdischen Gemeinden »nicht überall gleich«. Das Engagement der Bundesländer sei unterschiedlich. In Berlin und Brandenburg etwa gäbe es »ein ernstzunehmendes Interesse von Seiten der Politik und der Polizei«. Maßnahmen würden umfassend finanziert und bei der Polizei gibt es ein Programm zur Sensibilisierung für Antisemitismus. »Ein Gefühl der Sicherheit stellt sich dadurch nicht ein. Die Jüdische Gemeinschaft hat in den letzten Jahren mehrere Wellen der Anfeindungen und Bedrohungen erlebt«, erklärt Botsch. »Die Verunsicherung in der Jüdischen Gemeinschaft ist wahnsinnig groß«, so die Zustandsbeschreibung des Wissenschaftlers.

Zum fünften Jahrestag des Anschlags von Halle wird die zentrale Gedenkfeier nicht in der Synagoge stattfinden, sondern in der Ulrichskirche. Überlebende des Anschlags sollen dort sprechen, ebenso Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Als Gäste werden der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, und Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Rainer Haseloff erwartet. Bundespräsident Steinmeier plant, zuvor die Synagoge zu besuchen. Er soll den letzten Buchstaben in die neue Thorarolle der Gemeinde schreiben.

Max Privorozki, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Halle, schilderte gegenüber dem »MDR«, dass die Gemeinde aktiv sei und lebe, es keine Einschränkungen gäbe. Etwas anderes sei, wie man sich fühle. Seit dem 7. Oktober 2023 sei »der Staudamm von Antisemitismus gebrochen«, es gäbe eine »unglaubliche antisemitische Welle überall«. Dies beunruhige die Gemeinde, so Privorozki. Er berichtet auch von digitalen Morddrohungen und Hasskommentaren.

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