Weizenbaum-Institut: Zukunftsforschung mit Ablaufdatum

Internet-Institut bangt um Finanzierung

Moderne Technologien haben das Potenzial, unsere Gesellschaft grundsätzlich zu verändern.
Moderne Technologien haben das Potenzial, unsere Gesellschaft grundsätzlich zu verändern.

Was macht die Digitalisierung mit der Gesellschaft? 120 Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen beschäftigen sich am Weizenbaum-Institut mit dieser Frage. Im Fokus stehen dabei weniger technologische Probleme, sondern sozialwissenschaftliche Fragen nach den Auswirkungen der Digitalisierung. »Wir nehmen eine Vorreiterrolle in der internationalen Digitalisierungsforschung ein«, sagte Ricarda Opitz, Vorstandsmitglied beim Weizenbaum-Institut, am Montag vor dem Wissenschaftsausschuss des Abgeordnetenhauses. Benannt ist das 2017 gegründete Institut nach dem aus Berlin stammenden Informatik-Pionier Joseph Weizenbaum, der in den 1960er Jahren erste Computerprogramme entwickelte, die mithilfe Künstlicher Intelligenz Gespräche simulieren konnten – die historische Vorlage für ChatGPT und Co.

Zu den 16 Forschungsgruppen am Institut gehört beispielsweise ein Projekt, das sich mit den Effekten Künstlicher Intelligenz auf die Arbeitswelt beschäftigt. Geforscht wird dort zu der Frage, wie Unternehmen in der Energie- oder Autoindustrie auf die neuen technischen Möglichkeiten reagieren, aber ebenso auch, was das für die Beschäftigten bedeutet – etwa für Digitalarbeiter in Kenia und Syrien.

Doch die wichtige Forschung hat ein Problem: Sie ist mit einem Ablaufdatum versehen. Die 13 Millionen Euro, die das Institut vom Bund und dem Land Berlin jährlich erhält, sind befristet. Ob das Institut weitermachen kann, steht also in der Schwebe. »Wir brauchen Sicherheit für langfristig angelegte Projekte«, sagte Opitz. Im Herbst 2025 soll entschieden werden, ob das Institut als dauerhafte Institution eingerichtet werden soll.

Als Schwierigkeit zeigt sich dabei eine eigentliche Stärke des Instituts: An der Einrichtung sind mehrere Berliner und Brandenburger Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen beteiligt, Geld kommt auch vom Bund. »Wir leben die Durchlässigkeit der Institutionen«, sagte Opitz. Was für die Forschung hilfreich ist, verkompliziert allerdings die Finanzierung. Alle Geldgeber müssen an einen Tisch gebracht werden, um über die Verteilung der Verantwortung zu verhandeln.

Obwohl die Universität Potsdam an dem Institut beteiligt ist und den Weizenbaum-Wissenschaftlern ein Reallabor für die Erforschung computergestützter Produktionsprozesse bereitstellt, war das Land Brandenburg bislang nicht direkt an der Finanzierung des Instituts beteiligt. Mit einem Schreiben erklärte die Landesregierung zuletzt ihre Absicht, in die Finanzierung einzusteigen.

Doch solange in Brandenburg keine neue Landesregierung vom Landtag gewählt wurde, stehen die Räder erst mal still. »Der Zeitpunkt ist nicht günstig«, sagte Opitz über die Diskussion zur Verstetigung. Dazu komme die Bundestagswahl im September kommenden Jahres, die den Prozess weiter verzögern könnte.

Wissenschaftsstaatssekretär Henry Marx (SPD) zeigte sich pessimistisch. Er glaube nicht, dass bis 2025 eine Einigung über eine dauerhafte Finanzierung erreicht werden könne, sagte er. Stattdessen sei aktuell die wahrscheinlichste Möglichkeit, dass das Institut zunächst für zwei weitere Jahre befristet finanziert wird. »Die oberste Priorität ist, dass das Weizenbaum-Institut weiterarbeiten kann«, so Marx.

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