Ignoranz gegenüber dem Sudan

Martin Ling über die fortschreitende humanitäre Krise

Seit dem 15. April 2023 tobt im Sudan ein Krieg zwischen den Streitkräften der regulären Armee (SAF) und den paramilitärischen Milizen der Rapid Support Forces (RSF). Soldaten der sudanesischen Armee patrouillieren am 3. November 2024 in einem Gebiet im Norden Khartums.
Seit dem 15. April 2023 tobt im Sudan ein Krieg zwischen den Streitkräften der regulären Armee (SAF) und den paramilitärischen Milizen der Rapid Support Forces (RSF). Soldaten der sudanesischen Armee patrouillieren am 3. November 2024 in einem Gebiet im Norden Khartums.

»Im Sudan herrscht die größte Hungerkrise – und die Welt zuckt nur mit den Schultern.« Die Worte des Generalsekretärs des Norwegischen Flüchtlingsrats (NRK), Jan Egeland, beschreiben trefflich die menschengemachte Katastrophe, die sich gerade im Sudan abspielt. Egeland weiß, wovon er spricht, er hat den Sudan gerade besucht und der NRK gehört zu den wenigen Hilfsorganisationen, die im Sudan noch aktiv sind.

Dort tobt seit April 2023 ein bewaffneter interner Konflikt, ein Krieg, der oft fälschlicherweise als Bürgerkrieg bezeichnet wird, obwohl sich aussschließlich militärische und paramilitärische Truppen bekämpfen, während die Bürger*innen zwischen den Fronten stehen und verzweifelt versuchen zu überleben. Inzwischen leiden den Vereinten Nationen zufolge fast 26 Millionen Menschen im Sudan unter akutem Hunger, 755 000 sind bereits direkt vom Hungertod bedroht.

Auch wenn die Hauptverantwortung für die Lage den Kriegsparteien zuzuschreiben ist – Staatspräsident und General Abdel Fattah Al-Burhan mit seinen Streitkräften der regulären Armee (SAF) sowie seinem einstigen Vizepräsidenten Mohammad Hamdan Daglo, genannt Hemeti, mit seinen paramilitärischen Milizen der Rapid Support Forces (RSF) –, so ist doch die internationale Gemeinschaft alles andere als frei von Verantwortung. Das fängt bei Waffenlieferungen an: Die SAF bekommt Waffen aus und über Ägypten, das als verlängerter Arm der USA in der Region agiert, die RSF wird von den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) in Kooperation mit Russland mit Waffen eingedeckt. Und es geht bei unzureichenden diplomatischen Bemühungen und humanitärer Hilfe weiter.

Die bis dato letzten Verhandlungen im August in Genf unter Führung der USA brachten nicht einmal eine Waffenruhe, die davor ausgehandelten wurden freilich ohnehin nie eingehalten. Dennoch sagt Egeland deutlich, wo ein Wille zur Hilfe ist, ist immer noch ein Weg, auch wenn beide Konfliktparteien Hunger als Kriegswaffe nutzen. Es könnten trotz aller Hindernisse »alle Ecken des Sudans« erreicht werden. Egelands Appell an die Geberländer zur Erhöhung der Mittel und an die Hilfsorganisationen zu mehr »Mut« kommt aus berufenem Munde. Dass er gehört wird, ist dennoch nicht sonderlich wahrscheinlich. Bisher hinkten die Hilfszusagen immer weit hinter dem Bedarf zurück und ob den Zusagen ein realer Mittelfluss folgte, steht ohnehin auf einem anderen Blatt. Da ist die Krise im Sudan leider keine Ausnahme.

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