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- Ärztliche Terminvergabe
Zwei Klassen wohl auf Dauer
Ulrike Henning über Diskriminierung bei der ärztlichen Terminvergabe
Wochen, ja Monate kann es dauern, bis endlich der nötige oder sogar vom Hausarzt empfohlene Facharzttermin zustande kommt. Zumindest gesetzlich Versicherten geht das so. In manchen Gegenden können sie froh sein, überhaupt noch als Patienten aufgenommen zu werden. Das zeigt, dass etwas im System schiefläuft. Deutschland muss sich ohnehin ans Revers heften, mit sehr häufigen Arztkontakten und einem insgesamt teuren Gesundheitswesen nur mittelmäßige Ergebnisse zu erzielen. Die Termine betreffen dabei nur den Zugang zum System, und hier sind ausgerechnet jene zehn Prozent privat Versicherten bevorzugt, die im Schnitt zum jüngeren und gesünderen Teil der Bevölkerung gehören.
Aber ihre Behandlung ist lukrativer für die Ärzte – und dabei soll es auch bleiben, wenn es nach den Unionsparteien, der FDP und der AfD geht. SPD und Grüne sprechen sich aktuell für eine Bürgerversicherung aus, was schnell wieder vergessen wird, wenn man selbst erneut in Regierungsverantwortung kommen sollte. Linke und BSW allein können hier kaum etwas bewegen.
Immer mehr ältere Menschen, unter denen der Anteil an chronisch Kranken ebenfalls zunimmt, stehen hierzulande einer abnehmenden Zahl von Medizinern gegenüber. Vermutlich würde mehr Transparenz bei der Terminvergabe allein kaum Entlastung bringen. Die braucht das schon jetzt knirschende Versorgungssystem jedoch dringend. Eine einheitliche Kassenordnung für alle könnte einen Beitrag leisten. Das Erzielen von Profiten mit Versicherungsgeldern wäre auch damit noch lange nicht beendet.
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