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Neujahrsansprache von Scholz: Des Kanzlers Bankrotterklärung
Für Christian Klemm war die Neujahrsansprache von Olaf Scholz nur schwer auszuhalten
»The same procedure as every year. Das gleiche Prozedere wie jedes Jahr.« Diese Worte werfen sich der am Ende sturzbesoffene Butler James und Miss Sophie im Kult-Sketch »Dinner for One« hin und her. »Das gleiche Gesabbel wie jedes Jahr« dürfte wohl mancher Bundesbürger gedacht haben, als er Olaf Scholz bei seiner Neujahrsansprache gesehen hat. Denn die Worte des Bundeskanzlers hat man so oder so ähnlich schon dutzendfach gehört: das Bedauern nach einem Anschlag, den Appell an ein friedliches Miteinander und die Warnung vor der gesellschaftlichen Spaltung. Nicht wenige Deutsche dürften schnell weggeschaltet haben, als der Kanzler zu seiner ihm eigenen Langeweile angesetzt hatte.
Dabei stimmt vor allem dieser Satz von Scholz nicht: »Lassen wir uns also nicht auseinanderdividieren.« Wie kommt der wohl bei der Leiharbeiterin im VW-Werk an, während ihr hochdotierte Konzernmanager erklären, dass ihre Arbeitsplatz »im Sinne der Konzernstrategie« vernichtet werden soll? Oder bei der alleinerziehenden Supermarktkassiererin, die am Ende des Monats auf die Allimente ihres Ex-Mannes für die zwei gemeinsamen Kinder warten muss. Oder bei der Oma von nebenan, deren Grundsicherung nicht für Weihnachtsgeschenke für die Enkel gereicht hat.
Scholz’ Worte sind nichts anderes als eine Bankrotterklärung der politischen Klasse an die eigenen Bürger. Ein Beweis dafür, wie sehr sie sich in den Elfenbeinturm verkrümelt hat. Der Unterschied zu Miss Sophie und Butler James dabei ist, dass die deutsche Politik ohne Witz auskommt.
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