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Rod Stewart: Old school
Ein vorbildlicher Fall von Selbstliebe: Rod Stewart wird 80
Da steht man vor dem Spiegel und fragt sich irritiert: »Da ya think I'm sexy?« Also wenn du mich so fragst – räusper. Als Rod Stewart dieses Lied sang, war er 33 Jahre alt und es war schon ein Joke eines als älter empfundenen Sängers angesichts von Punk und New Wave – aber eben auch Nummer 1 in den USA und Groß-Britannien. Ein Lied für die reife Jugend und die geht mittlerweile bis ungefähr 90, wenn man die Rolling Stones, die untoteste Band der Welt, als Maßstab nimmt.
Rod Stewart kommt aus der selben Londoner Bluesszene der frühen 60er Jahre, hat aber schon in den 70er Jahren angefangen, sich künstlerisch einzufrieren. »Selten hatte ein Sänger ein so umfassendes und einzigartiges Talent wie Rod Stewart; selten hat jemand sein Talent so vollständig verraten« befand der »Rolling Stone« 1980. Seit dieser Zeit wurde auch die Frisur, die als »Ananas-Look« berühmt geworden ist, nicht mehr gewechselt. Gerüchteweise verwendet er zu ihrer Herstellung Mayonnaise, die er mit einem Handtuch in seine Haare rubbelt. Andererseits: Toll, dass er immer noch genug davon hat. Nächsten Freitag wird er 80. Mit anschließender Welttournee, die heißt selbstverständlich »One More Time«, denn sie soll angeblich die letzte sein – in großen Hallen, kleinere gehen anscheinend immer.
Was ist das Geheimnis? »Ich liebe, was ich tue, und tue, was ich liebe« sagt Stewart auf Insta. Das können nur Rockstars von sich behaupten, die mit sich im reinen sind. Deshalb war seine Autobiografie mit dem sinnigen Titel »Rod« 2012 auch viel kurzweiliger als die vom angeblichen Feingeist Pete Townshend mit dem feinkostartigen Titel »Who I am«. Stewart wollte Profifußballer werden, fand dann aber die Musik besser. Townshend hat seine Band The Who nie richtig geschätzt. Was mag der eigentlich? Unklar. Und Rod Stewart? Seine Modelleisenbahn, seine Familie und – logisch – Fußball, trotzalledem: »Ich weiß gar nicht, was Männer ohne Fußball tun sollten. Wir wären verloren«.
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