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Niculescu Păun fordert Aufklärung
Vater von Hanau-Opfer zeigt abermals Polizeibeamte an
Sechs Wochen vor dem fünften Jahrestag des rassistischen Terroranschlags von Hanau hat Niculescu Păun, der Vater von Vili Viorel Păun, eine erneute Strafanzeige gegen Polizisten gestellt. Sein Sohn war eines der neun Opfer des Anschlags am 19. Februar 2020. Damals erschoss ein 43-jähriger Täter aus rassistischen Motiven neben Vili Viorel Păun auch Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtovic, Fatih Saraçoglu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov. Anschließend tötete er seine Mutter und sich selbst.
Die 40-seitige Strafanzeige, die durch die Initiative 19. Februar bekannt gemacht wurde, richtet sich gegen drei namentlich genannte leitende Beamte. Păun wirft ihnen im Zusammenhang mit der damals unzureichenden Notruf-Infrastruktur in Hanau fahrlässige Tötung vor. Konkret beschuldigt werden der zum Tatzeitpunkt zuständige Präsident des Polizeipräsidiums Südosthessen, der Polizeidirektor im Main-Kinzig-Kreis (der heute Leiter der Abteilung Einsatz im hessischen Präsidium ist) sowie der 2020 amtierende Leiter dieser Abteilung.
Laut der Anzeige seien die Beamten ihrer »Garantenstellung« nicht nachgekommen, indem sie von der technischen Unterausstattung und Unterbesetzung des Notrufsystems entweder wussten oder dies in ihrer Funktion hätten wissen müssen. Diese Versäumnisse hätten dazu beigetragen, dass die Polizei nicht rechtzeitig reagieren konnte.
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Hintergrund der neuerlichen Anzeige ist die drohende Verjährung der Tat zum 19. Februar 2025. In derselben Sache 2021 angestrebte Ermittlungen lehnte die Staatsanwaltschaft Hanau ab, da angeblich kein strafrechtlich relevantes Fehlverhalten festgestellt werden konnte.
In dem Bescheid habe die Staatsanwaltschaft spekuliert, ob Vili Viorel Păun den Anweisungen der Polizei gefolgt wäre, so sein Vater am Dienstag. Gemeint war die Verfolgung des Täters zum zweiten Tatort, der Arena Bar im Hanauer Stadtteil Kesselstadt, wo der junge Păun später erschossen wurde. Während der Fahrt hatte er vergeblich versucht, die Polizei zu alarmieren. Bei einer funktionierenden Notrufverbindung hätte Păun diese Verfolgung mutmasslich eingestellt.
»Wie kann es sein, dass sie sagen, Vili hätte nicht auf die Polizei gehört? Seine Intention war es, die Polizei zur Hilfe zu rufen. Wir wissen, er hat es fünfmal versucht«, so Niculescu Păun. Er prangert zudem die schleppende juristische Aufarbeitung nach dem Anschlag und die Beförderung der nun angezeigten leitenden Polizisten an.
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