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Tagebau Hambach: Mahnwache am Sündenwäldchen aufgelöst
Demonstranten ziehen freiwillig an Ausweichort um
Am Donnerstagmorgen hat die Polizei die Mahnwache am besetzten Sündenwäldchen bei Manheim in der Nähe des Tagebaus Hambach aufgelöst. Die Betreiber der Mahnwache sind vorläufig an einen anderen Ort in der Nähe des Waldes ausgewichen. Während die Polizei Rhein-Erft-Kreis von einem friedlichen Ablauf spricht, stellte ein von den Demonstranten beauftragter Rechtsanwalt beim zuständigen Verwaltungsgericht einen Eilantrag zur Erhaltung des ursprünglichen Standorts der Mahnwache. Eine gerichtliche Entscheidung stand bis Redaktionsschluss noch aus.
Bereits am Montag hatte der Grundstückseigentümer RWE ein Verbot gegen die Mahnwache erwirkt. Laut dem Konzern stört die Versammlung die Betriebsabläufe und behindert Flucht- sowie Rettungswege. Trotz der Aufforderung, den Ort zu verlassen, setzten die Aktivisten ihren Protest fort.
Die Umweltschützer befürchten die unmittelbar bevorstehende Rodung des sechs Hektar großen Sündenwäldchens. RWE möchte die Flächen für die Gewinnung von Millionen Tonnen Kies und Abraum nutzen, um die Böschungen im Tagebau zu sichern. Mit der Blockade der Zufahrten sollen Rodungsfahrzeuge daran gehindert werden, in den Wald zu kommen.
Laut »Tagesschau« erklärte die Polizei, dass eine Rodung derzeit nicht geplant sei. Auch RWE wies die Befürchtungen der Umweltaktivisten und Naturschutzverbände wiederholt zurück. »Im Sündenwäldchen finden aktuell keine Rodungsarbeiten statt«, betonte ein Unternehmenssprecher am Dienstag gegenüber dem WDR. »Einen Zeitplan dafür kann ich Ihnen derzeit nicht nennen.«
Der NRW-Landesverband des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sieht das anders: »Öffentlich behauptet RWE, einen Zeitplan für Rodungen nicht nennen zu können. Dabei liefen schon seit Langem konkrete Vorbereitungen, um Anfang Januar erste Bäume zu fällen. Erst die BUND-Klage hat dies verhindert«, sagte Dirk Jansen, NRW-Geschäftsleiter des BUND. Und weiter: »Gegenüber dem Oberverwaltungsgericht sagte RWE jetzt lediglich zu, eine Rodung von Bäumen im sogenannten Sündenwäldchen längstens bis zum 13. Januar aussetzen zu wollen. Diese perfide Täuschung der Öffentlichkeit ist unerträglich. Ernüchternd ist, dass die Landesregierung nicht einschreitet.«
Die umweltpolitische Sprecherin der Linken NRW, Edith Bartelmus-Scholich sprach sich für den Erhalt des Waldes aus: »Es gibt keinen Grund, RWE zu genehmigen, die Manheimer Bucht abzubaggern. Kiesgruben gibt es in unmittelbarer Nähe des Tagebaus Hambach sowie am gesamten Niederrhein.«
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