Die Antwort lautet 231

Sarah Yolanda Koss über Rechtsextremismus auf Österreichisch

Eine Kundgebung gegen Rechtsextremismus vor dem Parlament in Wien
Eine Kundgebung gegen Rechtsextremismus vor dem Parlament in Wien

Erst vor wenigen Wochen machte das Alpenland Schlagzeilen, als die letzte Salzburger Mozartkugel vom Band rollte. Schmäh (Scherz auf Österreichisch, Anm.), das juckte selbst in Österreich wenige. Für Aufsehen sorgen dagegen weiterhin die schwarz-blauen Koalitionsverhandlungen der christlich-konservativen ÖVP mit einer FPÖ, deren Rechtsextremismus jenseits der Grenze irgendwie immer noch debattiert wird.

Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW) hat nun einen Rechtsextremismusbericht veröffentlicht. Haupterkenntnisse: Polizeilich erfasste rechtsextreme Taten nahmen in den letzten zehn Jahren kontinuierlich zu, die Frequenz von Waffenfunden gibt als Indiz für die Militarisierung der Szene »Anlass zur Sorge« und der Aufbau einer Mosaik-Rechten, also einer Arbeitsteilung in Aktionsgruppen, Medien und Parteien (wie die FPÖ) zur Verbreitung rechter Ideologien, schreitet voran.

So weit, so beunruhigend. Und, leider, so wenig überraschend. Besonders ist daran: Dies ist der erste Rechtsextremismusbericht seit 2002. Die damalige Regierung Schwarz-Blau 1 schaffte den bis dahin jährlich erscheinenden Bericht ab. Eben jene Parteien, die im Gegensatz zur Mozartkugel eine Neuauflage proben. Warum ihnen der Bericht ein Dorn im Auge war, ist nun einmal mehr klar. Denn die FPÖ findet in den 200 Seiten als Teil der Mosaik-Rechten gleich 231 Mal Erwähnung. Der Rechtsextremismus der FPÖ, laut DÖW definiert durch die Verneinung der Gleichheit aller Menschen, das Denken in ethnischen Volksgemeinschaften und Autoritarismus, hat nun eine Zahl. Sie lautet 231.

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