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Sahel: Klatsche für den Westen
Martin Ling über die Abkehr von drei Sahelstaaten aus der Ecowas
Der Westen verliert in Afrika weiter an Boden. Das bisher letzte Beispiel: Mali, Burkina Faso und Niger haben die westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas diese Woche de facto verlassen, nachdem sie bereits vor einem Jahr ihren Austritt angekündigt hatten und seitdem alle Vermittlungsversuche gescheitert waren.
Mali, Burkina Faso und Niger haben sich bereits 2023 zur »Allianz der Sahelstaaten« zusammengeschlossen, deren wichtigster strategischer Sicherheitspartner Russland ist. Der Sahel ist instabiler denn je. Der Ausgangspunkt der Destabilisierung war die westliche Intervention in Libyen 2011, dem der Militärputsch in Mali 2012 folgte. Die anschließenden Stabilisierungsbemühungen aus dem Westen unter Führung der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich – einschließlich des UN-Einsatzes Minusma in Mali, an dem sich auch Deutschland beteiligt hatte, schlugen fehl. Sie brachten weder Sicherheit vor den zunehmenden dschihadistischen Angriffen noch begleitend Entwicklung für die Bevölkerung.
Die gegen die Putschregierungen verhängten Sanktionen und die Suspendierung der Entwicklungszusammenarbeit durch Frankreich und auch Deutschland haben die Anti-Westen-Stimmung bei der Sahel-Bevölkerung nur noch verstärkt, die Nähe der Ecowas zum Westen kommt noch obendrauf.
Dass der Westen bisher im Sahel eigene Wirtschaftsinteressen verfolgt und die EU Niger vor allem als Bollwerk gegen Migration genutzt hat, ging an den Problemen der Menschen dort vorbei. Die Quittung ist die Abkehr vom Westen, die Putin erfreut.
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